Hightech-Unternehmer Elon Musk macht die milliardenschwere Übernahme von Twitter von der Zahl der Spam- und Fake-Konten bei dem Kurznachrichtendienst abhängig. Ob hinter Nutzerkonten tatsächlich Menschen oder doch nur Computerprogramme stecken, ist dabei auch für andere Technologieriesen ein gewaltiges Problem. Ganze Teams widmen sich dem Kampf gegen diese sogenannten "Bots".

Als "Bots" werden in den sozialen Medien Computerprogramme bezeichnet, die über die Plattform mit den Nutzerinnen und Nutzern interagieren und dabei vorgeben, echte Menschen zu sein, wie Tamer Hassan, Mitgründer und Chef des Cybersicherheitsunternehmens Human, erklärt. Nach seinen Angaben sind die Programme dabei zunehmend raffinierter geworden und gehören, wenn sie bösartig sind, zu den größten Cyber-Bedrohungen des Jahrzehnts.

Bei Twitter wird der Begriff "Bot" häufig verwendet, um Konten zu beschreiben, hinter denen statt Menschen Algorithmen stehen, die beispielsweise Unmengen an Posts abfeuern – oder sogar auf das reagieren können, was andere Nutzer in dem Kurznachrichtendienst geschrieben haben.

Hacker und Beeinflussung

Falsche Nutzerkonten stünden zudem in Zusammenhang mit mehr als drei Viertel der Sicherheits- und Betrugsvorfälle im Internet - von der Verbreitung sozial spaltender oder aufstachelnder Posts bis hin zum vermeintlichen Ergattern heiß begehrter Konzertkarten oder Hacking-Vorfällen, erklärt Hassan. Analyst Enderle betont, dass es in den sozialen Netzwerken schon seit Langem "Bots" gebe. So seien solche Programme etwa schon mit Versuchen in Verbindung gebracht worden, die US-Wahlen oder Meinungen über den Krieg in der Ukraine zu beeinflussen.

Twitter und andere Digitalkonzerne verdienen ihr Geld mit Reklame – und die Vermarkter zahlen dafür, dass die Werbeanzeigen Menschen erreichen, keine Software. "Werbung an Bots wird keine großen Erfolgsaussichten haben, weil Bots keine Produkte kaufen", fasst Enderle zusammen.

Viermal so viele Fake-Accounts?

Twitter-Chef Parag Agrawal gibt an, dass weniger als fünf Prozent der aktiven Konten gefälscht seien – unabhängig nachprüfen lassen sich diese Unternehmensangaben demnach aber nicht, da die Nutzerdaten aus Datenschutzgründen vertraulich behandelt werden müssen.

Musk sagt, dass die tatsächliche Zahl viermal höher sein könnte als von Twitter angegeben, und dass er die Entfernung dieser Konten zu einer Priorität machen werde, wenn er die Plattform übernimmt.