Volkswagen hat den Gewinn trotz der Turbulenzen um fehlende Halbleiter, brüchige Transportketten und gestiegene Rohstoffkosten stark gesteigert. Das operative Ergebnis verdoppelte sich im vergangenen Jahr nahezu auf 19,3 Milliarden Euro, wie der deutsche Autobauer am Freitag nach Beratungen des Aufsichtsrats bekannt gab. Damit lag der Betriebsgewinn über den knapp 17 Milliarden Euro von 2019. Befragte Analysten hatten für 2021 mit 18 Milliarden Euro Ergebnis gerechnet.

"Während der vergangenen zwei Jahre haben wir gelernt, besser mit den Auswirkungen von Krisen auf unser Unternehmen umzugehen", sagte Finanzchef Arno Antlitz. Er zeigte sich zuversichtlich, dass der Konzern auch weiter auf Kurs zu bleiben werde. Haupttreiber der Ertragskraft waren Verbesserungen beim Produktmix und höhere Preise, die Volkswagen wegen der hohen Nachfrage durchsetzen konnte.

Mehr Dividende

Von dem kräftigen Gewinnplus profitieren die Aktionäre. Sie sollen eine zum Vorjahr um 2,70 Euro höhere Dividende von 7,50 Euro je Stamm- und 7,56 Euro je Vorzugsaktie bekommen. Dem Haupteigner Porsche SE, über die die Familien Porsche und Piech die Mehrheit an Volkswagen halten, fließen damit knapp 1,2 Milliarden Euro zu, auf die die Holding Steuern zahlen muss.

Trotz der Verwerfungen durch den Ukraine-Krieg äußerte sich der Vorstand verhalten optimistisch zum laufenden Jahr: Die Auslieferungen sollen um fünf bis zehn Prozent zulegen und die operative Rendite zwischen sieben und 8,5 Prozent landen. 2021 erreichte Volkswagen eine operative Marge von 7,7 Prozent. Die Prognose machte das Management um Konzernchef Herbert Diess abhängig vom weiteren Verlauf des Ukraine-Kriegs, insbesondere den Auswirkungen auf die Lieferketten und die Weltwirtschaft insgesamt.

Während sich die Versorgung mit Computerchips inzwischen entspannt, machen den Wolfsburger nun allerdings abgerissene Lieferketten bei anderen Bauteilen zu schaffen. Wegen des Kriegs in der Ukraine fehlen Kabelbäume, mit denen alle Autos ausgerüstet werden. VW musste deswegen bereits an mehreren Standorten die Produktion drosseln. Hinzu kommt, dass wegen des Kriegs die Preise für Rohstoffe emporschnellen und in der Branche für Krisenstimmung sorgen.

Porsche an der Börse

Ob der VW-Konzern in diesem Umfeld, ihre Sportwagentochter Porsche noch in diesem Jahr an die Börse bringen, steht nach Meinung von Börsianern in den Sternen. Mit Spannung wird daher erwartet, wie sich das Management bei der Bilanzpräsentation am Dienstag äußert. Bisher ist vorgesehen, dass Volkswagen im Spätsommer über den Stand der Vorbereitungen für einen Teil-Börsengang von Porsche-Vorzugsaktien informiert. Nach den bisherigen Plänen soll die milliardenschwere Platzierung im Schlussquartal erfolgen.

Gleichzeitig forciert Volkswagen die Aufholjagd auf den US-Elektroautobauer Tesla und gibt für eigene Batteriefabriken, die Entwicklung des automatisierten Fahrens und neue Mobilitätsdienste viele Milliarden aus. Rund zwei Autostunden von Teslas neuer Giga-Fabrik in Grünheide bei Berlin will VW im Wolfsburger Ortsteil Warmenau ein neues Werk hochziehen, in dem ab 2026 das neuentwickelte E-Auto "Trinity" vom Band laufen soll.