Der Tourismuskonzern und Eigner der insolventen MV Werften, Genting Hongkong, hat einen Antrag auf Abwicklung gestellt. Wie das Unternehmen am Mittwoch an der Hongkonger Börse mitteilte, reichte es beim zuständigen Gerichtshof in Bermuda zudem Vorschläge für die Ernennung vorläufiger Insolvenzverwalter ein, die an einer Restrukturierung arbeiten und Verhandlungen mit Gläubigern führen sollen.

Eine Anhörung soll am Donnerstag stattfinden. Der Vorstand von Genting ist der Mitteilung zufolge angewiesen, keine Maßnahmen mehr zu ergreifen, die in den Handlungsspielraum der Insolvenzverwalter eingreifen.

Geld geht aus

Man habe sich zu dem Schritt entschieden, nachdem alle Anstrengungen unternommen worden seien, um mit Gläubigern und Anteilseignern zu verhandeln. Laut den Schätzungen des Unternehmens wird Genting Ende Jänner das Geld ausgehen, sowohl wegen laufender Kosten als auch erwarteter Forderungen von Geldgebern. Der Konzern hatte bereits gewarnt, dass wegen der Insolvenz der MV Werften Kredite von bis zu knapp 2,8 Milliarden US-Dollar (2,5 Mrd. Euro) zurückgefordert werden könnten.

Der Handel mit den Aktien des Konzerns ist seit Dienstag an der Hongkonger Börse ausgesetzt, nachdem der Konzern mitgeteilt hatte, einen Antrag auf vorläufige Liquidation zu erwägen.

Der asiatische Konzern, der unter anderem Kreuzfahrten und Glücksspiele anbietet, ist infolge der Pandemie in Schwierigkeiten geraten. Davon ist auch seine Tochtergesellschaft MV Werften im deutschen Mecklenburg-Vorpommern betroffen, wo Genting Kreuzfahrtschiffe für den eigenen Bedarf bauen ließ.

Folgen für "Global Dream"

Welche Folgen der Antrag auf Abwicklung von Genting für die Werften und den erhofften Fertigbau des weltgrößten Kreuzfahrtschiffes "Global Dream" haben könnte, ist unklar - ebenso wie eine Abwicklung konkret ablaufen könnte.

Das Land Mecklenburg-Vorpommern weigert sich seit einem Monat, einen im Sommer vereinbarten Hilfskredit von 78 Millionen Euro an Genting auszuzahlen. Zu Wochenbeginn wies das Landgericht Schwerin einen Eilantrag von Genting gegen das Land ab. Der Konzern habe eine existenzielle Notlage nicht nachvollziehbar darlegen können, so die Begründung.

Für die MV Werften mit ihren rund 2.000 Beschäftigten war am Montag vergangener Woche Insolvenz beantragt worden. Am Freitag sprach dann der vorläufige Insolvenzverwalter der MV Werften, Christoph Morgen, laut seinem Sprecher zuletzt mit Spitzenvertretern von Genting. Anschließend berichtete der Verwalter von einer guten und konstruktiven Atmosphäre. Man werde nach Lösungen für die Finanzierung suchen. Weitere Gespräche seien geplant.

Für die MV Werften bedeute der Schritt von Genting einen Rückschlag, erklärte der vorläufige Insolvenzverwalter der Schiffbaubetriebe in Wismar, Stralsund und Rostock, Christoph Morgen. Das zu Genting gehörende Kreuzfahrtunternehmen Dream Cruises sei der Kunde für das Schiff "Global One", das zu 75 Prozent fertig auf der Werft in Wismar liege, sagte Morgen. "Es ist jedoch nicht ausgeschlossen, dass das Sanierungsverfahren Erfolg hat und Dream Cruises als Kunde erhalten bleibt."

Morgen betonte: "Wir werden mit Dream Cruises als unserem Kunden weiterhin intensiv sprechen." Aber aufgrund der jetzt eingetretenen Situation würden auch mit neuen Interessenten Gespräche über einen Fertigbau geführt. Diese Bemühungen würden intensiviert. Es hätten sich bereits mehrere ernsthafte Interessenten für das Kreuzfahrtschiff bei ihm gemeldet, berichtete Morgen. Sofern es gelinge, eine Lösung mit Dream Cruises oder einem anderen Abnehmer zu finden, sei er zuversichtlich, auch eine Bauzeitfinanzierung zu erhalten. Dabei geht es um 600 Millionen Euro.