Schon 2016 wollte man auf der Koralpe (Weinebene) mit dem Abbau und der Verarbeitung von Lithium beginnen. Die dort unter der Erde lagernden rund 18 Millionen Tonnen des Erzes, das unter anderem für Handyakkus und Elektroauto-Batterien benötigt wird, dürften das größte Vorkommen in Europa überhaupt sein. Die Schürfrechte hatte sich das australische Unternehmen European Lithium 2011 von der Kärntner Montanindustrie gesichert.

Was nach 2016 folgte war eine Serie von Ankündigungen und Verschiebungen. 2017 hieß es seitens des Unternehmens es wird frühestens 2019 abgebaut. Dann war es 2020. Die Schaffung von 400 bzw. irgendwann sogar 700 Jobs wurde zwischendurch angekündigt. Ebenso eine 100-Millionen-Euro-Investition. 800.000 Tonnen an Gestein sollten jährlich abgebaut werden. Die Politik sprach von einer "Jahrhundert-Chance". Diese wird wohl allerdings - sollte sie tatsächlich jemals in die Umsetzung kommen - noch viele Jahre warten müssen.

Bilder für potenzielle Investoren

Einzig Bilder von Probebohrungen im Traudi-Stollen haben zwischendurch den Anschein erweckt, als würde sich endlich etwas tun. Und der Stollen diente dem Unternehmen auch dazu, für potenzielle Investoren etwas vorzuweisen. 2019 wurde dann seitens des Managements angekündigt, dass man plane ab 2022 Lithium abzubauen. Eine Machbarkeitsstudie müsse noch fertiggestellt werden. Aber auch 2022 wird der Abbau sicher nicht starten. Der Lithium-Abbau scheint einmal mehr in weite Ferne gerückt zu sein. Dietrich Wanke, Geschäftsführer der European Lithium GmbH, spricht mittlerweile von einem Start frühestens 2024. Aber auch das sei, wie er gegenüber der Kleinen Zeitung erklärte, "hochspekulativ". Corona muss als Erklärung für die Verzögerungen herhalten.

Jahrelange Rechtsstreitigkeiten

Ein Nebenschauplatz über viele Jahre war allerdings auch ein Rechtsstreit mit der Glock Gut- und Forstverwaltung, welche Eigentümerin der Liegenschaft ist. Er ist mittlerweile beigelegt. Allerdings müssen als Konsequenz weitere Stolleneingänge geschaffen werden, was mehrere Millionen Euro kosten wird. Und zwischendurch gab es auch Widerstände gegen das Mega-Projekt, weil um die Qualität des Trinkwassers im Bereich der Abbaustätte gefürchtet wurde. Und weil das alles nicht immer ganz so transparent kommuniziert wurde, hat die Finanzmarktaufsicht in Österreich gerade erst eine Strafe von 160.000 Euro verhängt. European Lithium hat nämlich in Form eines kurzen Gastspiels auch an der Wiener Börse notiert. "Verstoß gegen das Verbot der Marktmanipulation" lautet das Urteil der FMA, welche die Informationspolitik von European Lithium als irreführend für Aktionäre angesehen hat.

Das Unternehmen hat sich als Konsequenz von der Wiener Börse zurückgezogen, so Wanke. Umgekehrt klagt European Lithium jetzt aber auch einen ehemaligen Anleger, der wie er sagt durch European Lithium  einen "Vermögensschaden" erlitten hat, weil der Kurs seit Anfang 2020 nach unten geht, wegen Kreditschädigung. Seine Äußerungen hätten dazu geführt, dass sich im Mai ein potenzieller Kreditgeber im letzten Moment zurückgezogen habe. Das Verfahren läuft noch. Abgesehen von diesem Anleger findet man aber noch jede Menge weitere Anleger und auch Schutzvereinigungen, die sich in Internetforen mit Aktienbezug mit dem australischen Unternehmen beschäftigen. Mehr als die Hälfte der Anleger kommt aus dem deutschsprachigen Raum.

Die Geschichte mit Australien

Und in Australien selbst, wo European Lithium ebenfalls an der Börse gelistet ist, sitzt Tony Sage. Er ist Aufsichtsratschef des Unternehmens und war mit seiner Firma Cape Lambert Hauptaktionär von European Lithium. Mittlerweile werden seine Anteile aber immer weniger. Australische Medien berichten in Zusammenhang mit seiner Person auch von Hausdurchsuchungen durch die australische Steuerbehörde.

Verschiebungen, skeptische Investoren, Strafen, Rechtsstreitigkeiten und Klagen - keine idealen Voraussetzungen um im Lavanttal bzw. auf der Weinebene schon bald mit dem Abbau des begehrten Metalls starten zu können.