Valamar ist der größte Tourismusanbieter in Kroatien, steht aber mehrheitlich in österreichischem Eigentum. Warum ein Investment gerade in Kroatien?
GUSTAV WURMBÖCK: Die Historie reicht zurück in das Jahr 1996. Unsere Unternehmensberatungsfirma Epic hat damals in Zentral- und Osteuropa viele Privatisierungen von Firmen begleitet, eben auch in Kroatien. Aus unserem Fonds, den wir dort gegründet haben, ist in einem Zeitraum von mehr als 20 Jahren dann die Tourismusgruppe entstanden. Und seit 2014 sind wir mit Valamar an der Börse in Zagreb gelistet.

Aktien von Tourismusbetrieben zählen in der Coronakrise generell zu den Verlierern. Wie steht es um die Aktien von Valamar?
Wir waren ja vor 2020 fünf Jahre lang die Aktie des Jahres. Die Pandemie hat vieles verändert. Im letzten Jahr sind die Aktien gegenüber dem Erfolgsjahr 2019 um fast 55 Prozent eingebrochen. Aktuell liegt das Minus bei 20 bis 25 Prozent.

Rechnen Sie im Laufe des Jahres mit einer Rückkehr auf das Niveau von 2019?
Valamar ist optimistisch, was die Zukunft betrifft. Wie sich diese Saison entwickeln wird, ist aber noch fraglich. Es gibt viele Unsicherheitsfaktoren.

Gustav Wurmböck ist Aufsichtsratschef von Valamar
Gustav Wurmböck ist Aufsichtsratschef von Valamar © Valamar

Valamar hat in den vergangenen Jahren in Kroatien laufend Investitionen getätigt. Auch jetzt in Krisenzeiten?
Corona hat uns bei den Investitionen stark gebremst. Wir sind zurückgeworfen worden. Der Plan ist es aber natürlich, Investitionen so rasch wie möglich wieder in Angriff zu nehmen. Wir prüfen weiterhin mögliche neue Projekte, warten aber den Sommer ab.

Ein Investitionsstopp also aufgrund von Corona?
Ja. Ein großes Projekt in Kroatien musste gestoppt werden, weil es sinnlos gewesen wäre, mitten in der Pandemie ein neues Hotel auf den Markt zu bringen. Das auf Familien ausgerichtete Hotel Parentino beispielsweise, das wir 2020 in Porec neu eröffnet haben, hatte nur acht Wochen Saison. Wir warten deshalb mit weiteren Investitionen ab.

35 Hotels, 15 Campingplätze: Die Zahl der zu Valamar gehörenden Anlagen wächst in Kroatien kontinuierlich. In Österreich zählt bisher alleine das Valamar Obertauern zu den „Einkäufen“. Gibt es Interesse, als Österreicher auch auf dem österreichischen Markt stärker aktiv zu werden?
Wir sehen uns in Österreich laufend nach Projekten um. Interessant wären die Regionen Obertauern und Arlberg. Und es gibt auch einige Hoteliers, die Nachfolgeprobleme haben oder aufgrund von Covid verkaufen wollen. Konkret ist aber auch aufgrund der Coronakrise noch nichts. In Österreich wäre für uns vor allem der Wintertourismus ein Thema.

Werden die Valamar-Fühler im Alpen-Adria-Raum auch in Richtung Italien ausgestreckt?
Auch hier halten wir laufend Ausschau nach möglichen neuen Destinationen in Norditalien. Es gibt aber noch kein Projekt, von dem ich sagen kann, wir sind in der Findungsphase.

Wie viel hat Valamar in den vergangenen Jahren in Kroatien in Hotelanlagen und Campingplätze investiert?
In den vergangenen zwölf Jahren waren es in Summe rund 800 Millionen Euro. Alleine 2017 bis 2019 waren es pro Jahr rund 100 Millionen Euro, davor 20 bis 40 Millionen Euro pro Jahr.

Bestehende Anlagen kaufen, und diese dann auf Vier- und Fünf-Sterne-Niveau bringen - ist das die Strategie von Valamar?
Das stimmt sicher für Akquisitionen, wie wir sie auf Raab oder Krk getätigt haben. Von den 36 Hotels in unserem Portfolio sind aber rund ein Drittel noch nicht auf dem Niveau von vier Sternen. Das wollen wir ändern, denn es sind alles Häuser in wunderbarer Lage. Und es geht ja nicht nur um die Hardware, sondern immer mehr auch um das Servicethema, also gutes Frühstück, serviertes Abendessen und kein Gedränge am Buffet. Die Menschen wollen ein individualisiertes Urlaubserlebnis.

Hat die Coronakrise Entwicklungen in diese Richtung auch beschleunigt?
Ganz sicher. Und was sich bewährt hat, wird beibehalten.

Wie wichtig ist das Thema Saisonverlängerung für Valamar?
Sehr wichtig. Wir setzen daher im Frühjahr stark auf Tennisspieler, und im Herbst kommen verstärkt Radfahrer nach Istrien. Wesentliche Zielgruppen für uns vor allem in den Nebensaisonen.

Wie schwierig ist es, gute Mitarbeiter zu bekommen?
Gute Mitarbeiter sind das Wichtigste in einem Hotel. Wir bilden auch selber aus. Dadurch wird es zwar leichter, wir kämpfen aber trotzdem um jede Arbeitskraft. Und wir haben generell einen guten Ruf als Arbeitgeber, auch was Unterkünfte und Bezahlung anbelangt.

Österreich hatte Kroatien vor Pfingsten auf die Liste der Risikogebiete gesetzt, wodurch alle "nur" Getesteten bei der Rückreise in Quarantäne mussten. Nachvollziehbar?
Nein, völlig unverständlich. Die Zahlen sinken permanent, die Sieben-Tage-Inzidenz liegt in Istrien bei 12, in Kroatien bei 83.

Wohin geht aus Ihrer Sicht generell die Reise im Tourismus?
Ich glaube, dass Corona vor allem den Effekt hat, dass es weggeht vom Massentourismus. Nachhaltigkeit wird künftig eine viel größere Rolle spielen. Kroatien kann da profitieren.