Um Unternehmen in Wien finanziell unter die Arme zu greifen, hat die Stadt vor einem Jahr die “Stolz auf Wien Beteiligungs-GmbH” gegründet. Betrieben, die aufgrund der Coronakrise ins Straucheln geraten sind, sollte in Form von langfristigen Beteiligungen Eigenkapital zur Verfügung gestellt werden. Wien rief also eine Art Teil-Verstadtlichung ins Leben.

Dotiert wurde das Prestigeprojekt von SPÖ-Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke mit 40 Millionen Euro, 20 Millionen davon steuerte die Stadt selbst bei. Dutzende Firmen sollten auf diesem Weg vor dem Ruin gerettet werden, so der Plan. Nach einem Jahr hat sich die Stadt aber gerade einmal an sieben Unternehmen beteiligt.

In Hamburg, wo ein ähnliches Hilfsinstrument geschaffen wurde, habe man bis Ende 2020 knapp 100 Beteiligungen abgeschlossen, kritisierte die Wiener ÖVP gestern im Gemeinderat. Erfolgreiche Krisenhilfe sieht also anders aus, möchte man meinen. Und trotzdem wird jetzt sogar eine zweite Beteiligungs-GmbH in Wien gegründet. Warum?

Um für eine Beteiligung infrage zu kommen, mussten sich die Unternehmen bisher einer strengen Prüfung unterziehen und dafür zahlreiche Unterlagen einreichen. Das ist aus Sicht der Stadt, die hier immerhin mit Steuergeld hantiert, äußerst sinnvoll.

Für die Betriebe selbst stellte dieser Aufwand in den letzten Monaten aber meist eine zu große Herausforderung dar. Vorwürfe, dass Beteiligungen nicht schnell genug abgewickelt worden wären, weisen die Verantwortlichen der Beteiligungsgesellschaft, einem Tochterunternehmen der Wien Holding und der Wirtschaftskammer, zurück.

“Es wurde uns oft unterstellt, dass wir zu langsam sind. Das stimmt aber nicht. Wir garantieren eine Umsetzung in acht Wochen”, sagt Barbara Forsthuber, Geschäftsführerin der “Stolz auf Wien GmbH”. Manche Interessenten seien auch kurzfristig davor zurückgeschreckt, Anteile und damit Rechte an ihren Firmen abzugeben. “Wir können Unternehmen nicht dazu zwingen”, so Forsthuber. Zuletzt konnte mit einem Produzenten von Campingartikeln, einem Hersteller von Designschmuck und einem Lokal in Währing eine Beteiligung abgeschlossen werden. Drei weitere sollen demnächst folgen. 

3,1 Millionen von privaten Investoren

In der zweiten GmbH soll der Prüfungsprozess vereinfacht und dadurch schnellere Hilfe gewährleistet werden. Die Stadt selbst beteiligt sich hier nicht mehr an Unternehmen, sondern fungiert nur noch als Managing Partner.

Das Geld, insgesamt 3,1 Millionen Euro, kommt von privaten Investoren, darunter die Immofinanz AG und die ZMH GmbH von Hans Peter Haselsteiner. Sie erwerben auch keine Anteile mehr, sondern sogenannte Genussrechte, also Beteiligungen am künftigen Gewinn. Dadurch müssen Unternehmen weniger Rechte abtreten. Den Investoren liege es in erster Linie daran, zu helfen, erklärt Forsthuber.

Geholfen werden soll durch die neue Beteiligungs-GmbH explizit Firmen aus den Branchen Tourismus, Hotellerie und Gastronomie. Wie bei der ersten GmbH läuft eine Beteiligung maximal sieben Jahre, zwischen 50.000 und 300.000 Euro werden pro Betrieb ausgeschüttet. Mit drei Unternehmen konnten bereits Verträge unterzeichnet werden, eines davon ist das Restaurant Buxbaum im ersten Bezirk.

Viele weitere werden im Verlauf des Jahres noch folgen, davon ist die Geschäftsführerin von "Stolz auf Wien" überzeugt. “Wenn die staatlichen Coronahilfen einmal ausgelaufen sind und Stundungen fällig werden, rechnen wir mit vielen Antragstellern. Der bisher geringe Zulauf war sicher auch den vielen anderen Unterstützungsmaßnahmen geschuldet, die es Gott sei Dank gab. Aber wenn die Branchen wieder aktiv werden, werden sie das brauchen, was wir zur Verfügung stellen, nämlich Eigenkapital.”