Die Legende ist einfach zu schön, um durch historische Fakten zertrümmert zu werden. Bis heute hält sich die Geschichte, dass wir es Ludwig van Beethoven zu verdanken haben, dass die Laufzeit einer CD exakt 74 Minuten beträgt. Als die Compact Disc Anfang der 1980er-Jahre auf den Markt kam, soll der damalige Vizechef des Sony-Konzerns, Norio Ohga, ein ausgebildeter Opernsänger, Beethovens neunte Symphonie als Maßstab angelegt haben. Diese ohne einen lästigen Wechsel des Tonträgers durchzuhören, war sein Wunsch. Die Techniker sollen sich dann an der längsten Variante, die damals zur Verfügung stand, orientiert haben: einer Aufnahme von Wilhelm Furtwängler aus dem Jahr 1951. Spieldauer: 74 Minuten. Auch wenn diese Erzählung wohl nur in Spurenelementen zutrifft, hält sie sich hartnäckig. Die CD ist indes längst zu einem Auslaufmodell geworden.

Doch Beethoven und ganz generell klassische Komponisten haben auch in der Welt der Downloads und Streamings ihren Platz gefunden. Und auch hier thront Beethoven sehr häufig an der Spitze der Charts, wie beispielsweise Daten des Streamingdienstes Spotify zeigen. Mit durchschnittlich 5,6 Millionen monatlichen Hörern liegen Werke von Beethoven – in etwa auf Augenhöhe mit Johann Sebastian Bach und noch vor Mozart – an der Spitze. Die „Mondscheinsonate“ ist mit knapp 80 Millionen Aufrufen übrigens das meistgestreamte Werk Ludwig van Beethovens auf Spotify. Wobei es u. a. mit der Plattform „Idagio“ einen speziell auf klassische Musik ausgerichteten Streamingdienst gibt – allein rund um Beethoven stehen hier mehr als 6000 Alben bereit.
Bis heute, so zeigen es Daten von Statista, wurden übrigens nicht weniger als 13.000 unterschiedliche Tonträger mit Werken von Beethoven veröffentlicht.

Von der Briefmarke zum Beethoven-Bier

Dass die Corona-Pandemie mit ihren Restriktionen das ausgerufene Beethoven-Jahr und damit auch die teils opulenten Wertschöpfungsberechnungen durchkreuzt hat, ist klar – immerhin standen eigentlich mehr als tausend Veranstaltungen allein in Deutschland auf dem Programm. Nicht nur in Beethovens Geburtsstadt Bonn wurden zahlreiche Veranstaltungen in den virtuellen Raum transferiert, die dortige Jubiläumsgesellschaft hat viele Programmpunkte auch in das nächste Jahr verlegt. Während Bonn unter dem Zungenbrecherkürzel „BTHVN2020“ das Jubiläumsjahr begeht, firmiert das Wiener Beethoven-Jahr unter „WIENBEETHOVEN2020“. In Deutschland wurden von der öffentlichen Hand rund 45 Millionen Euro als Budget lockergemacht.

Der Wirtschaftsfaktor Beethoven spiegelt sich nicht nur in der Musik und Kunst wider. Die Bandbreite jener Produkte, die auf den Markenwert des Komponisten setzen, reicht von obligatorisch (Sonderbriefmarken) über kulinarisch (Beethoven-Bier und -Pralinen) bis hin zu skurril – so bieten die Bonner Stadtwerke tatsächlich „Beethoven-Strom“ an. Der Slogan dahinter: „Beethoven elektrisiert“. Auch in wirtschaftlicher Hinsicht.