Einen „Reset“ für die Zukunft Österreichs verlangte in einem Livevideo-Vortrag Kanzler-Beraterin Antonella Mei-Pochtler, Senior Advisor bei der Boston Consulting Group, am Donnerstag bei den 4. Millstätter Wirtschaftsgesprächen.  Sie leitet das von Bundeskanzler Sebastian Kurz eingesetzte „Future Operation Clearing Board“, das das Österreich nach der Coronakrise vorzeichnet. „Wir sind weniger ein Thinktank, sondern ein Tank of Tanks, um den Bundeskanzler bei schwierigen Entscheidungen zu unterstützen“, sagte Mei-Pochtler, die im Lockdown noch massiv für die Einführung der Corona-App war.

„Wir gehen nicht zurück zur Pre-Normalität, sondern sind in eine neue Welt katapultiert, mit einer größeren Wirtschaftskrise als in den 1930er-Jahren“, sagte Mei-Pochtler. Die größten wirtschaftlichen Sorgen bereite die Jobkrise mit weltweit 188 Millionen verlorener Jobs. 100 Millionen Kinder seien ohne Unterricht. Ärmste Länder seien am meisten betroffen. Auf 331 des globalen BIP sei der weltweite Schuldenboom ausgeufert. Während man sich dazu fragen müsse, wo und wann dies als Krise ausbreche, seien die Onlineumsätze in der Coronakrise um 15 Prozent gestiegen.

"Brauchen globalen Reset"

Wortgleich mit dem Gründer des Weltwirtschaftsforums Klaus Schwab erklärt nun Mei-Pochtler: „Wir brauchen einen globalen Reset.“ Im G2-Rennen von USA und China, deren Handelsfluss als Folge der Trump-Politik bis 2023 um 40 Prozent sinken werde, könne sich Europa bei absehbarer Lokalisierung der Weltwirtschaft bei Energie, Umwelttechnologie und Biomedizin profilieren. Österreich müsse sich fragen, was es in Europa sein möchte.

Zukunftsbild für Österreich

Dazu zeigte sie Österreichs Platzierungen im globalen Ranking. Bei Digitalisierung an 13. Stelle, bei Innovation in Europa an 8. Stelle, bei nachhaltiger Entwicklung auf Platz 7, bei globaler Wettbewerbsfähigkeit des WEF von 21 auf 22 verschlechtert, bei Talenten auf Platz vier, aber nicht in Mint-Fächern. Die Zukunftsdefinition des Thinktanks für Österreich steht für Mei-Pochtler schon fest: das lebenswerteste, innovativste und unternehmerischste Land im Herzen Europas.
In der Diskussion fügte Ex-Vizekanzler Erhard Busek trocken hinzu: „Wir brauchen öfter statt Thinktanks einen Tun-Tank.“