"Dunkle Gewitterwolken" sieht Hanns Kottulinsky auf die rund 4000 Kleinwasserkraftwerke in Österreich zukommen. Die Auflagen werden immer umfangreicher, für die Betreiber sei kaum Rechtssicherheit gegeben und politischen Rückenwind vermisse er ebenfalls, so Kottulinsky, der im Beirat des Vereins Kleinwasserkraft Österreich sitzt.

Und auch für den Landessprecher der Kleinwasserkraft in Kärnten, Manfred Brunner, der selbst unter anderem in Bad Kleinkirchheim ein Kleinwasserkraftwerk betreibt, ist diese Entwicklung "völlig unverständlich". Alle würden ständig davon reden, dass CO2 reduziert werden müsse, trotzdem würden sich die Rahmenbedingungen für die Kleinwasserkraft laufend verschlechtern. In Kärnten werde aktuell nur der Bestand erhalten. Neue Kleinwasserkraftwerke seien derzeit von Seiten der Politik nicht gewünscht. "Das muss sich ändern. Es braucht ein klares Bekenntnis der Politik zu Kleinwasserkraft und die Schaffung entsprechender Rahmenbedingungen", sagt Brunner.

344 Kleinwasserkraftwerke in Kärnten

Bundesweit, so Kottulinsky, würden die Kleinwasserkraftwerke fast sieben Terawattstunden Strom erzeugen, "das entspricht dem Bedarf von 1,8 Millionen Haushalten". In Kärnten gibt es 344 anerkannte Kleinwasserkraftwerke, die jährlich rund 810 Millionen Kilowattstunden Ökostrom ins öffentliche Netz liefern würden und so 233.000 Haushalte versorgen würden. "Wir liefern direkt ins Netz, wir sind die Energie-Nahversorger", so Kottulinsky, der auf Effizienz, hohen Wirkungsgrad und ständige Verfügbarkeit verweist.

Doch trotz der CO2-Problematik seien die Rahmenbedingungen für die Wasserkraft in Österreich "katastrophal". Kein erneuerbarer Energieträger werde so schlecht behandelt, wie die Wasserkraftwerke. Dabei sei es aus seiner Sicht "ein riesiges Glück, dass Österreich ein Wasserkraft-Land ist, mit jeder Kilowattstunde Strom aus Wasserkraft ersparen wir uns 0,75 Kilogramm CO2, die bei kalorischer Erzeugung entstehen würde".

WWF warnt

Erst vor Kurzem warnte indes der WWF, dass Österreichs letzte Flussparadiese in Gefahr seien. Die Wasserkraft sei zwar eine erneuerbare Energieform, "allerdings haben die Staumauern, Ableitungen und künstlichen Wasserstandsschwankungen dramatische Folgen für die betroffenen Flüsse", so der Befund der Naturschützer. Vorwürfe, wonach "wir die Flüsse ökologisch zerstören, die Fauna vernichten, Fische umbringen und eben die Flüsse sterben lassen", sind für Kottuklinsky nicht neu, aber unverständlich. "Wir sind und waren ja nie gegen naturerhaltende Maßnahmen, das zeigen ja die immensen Investitionen, etwa in Fischaufstiegshilfen".

Wasserrahmenrichtlinie der EU

Dass man sich in einer Zeit, in der die CO2-Problematik dramatischer denn je sei, auf die Wasserkraft einschieße, könne und wolle er nicht verstehen. Ein besonderer Dorn im Auge ist den Kleinwasserkraftbetreibern die Art, wie Österreich die Wasserrahmenrichtlinie der EU umsetzt. Diese soll sicherstellen, dass die Flüsse in den Mitgliedsstaaten bis spätestens 2027 in einen möglichst naturnahen Zustand gebracht werden, was für die Kraftwerksbetreiber immer schärfere Auflagen mit sich bringt.