Die Schweizer Börse will die Börse in Madrid (BME) für 2,8 Milliarden Euro übernehmen. Dafür bietet die SIX 34 Euro je Aktie, wie sie am Montag mitteilte. Das entspreche einem Aufschlag von gut einem Drittel im Vergleich zum jüngsten Schlusskurs. Die Schweizer Börse will den Kauf zum einen über bestehende Barreserven finanzieren. Zudem will das Unternehmen dafür den Kapitalmarkt anzapfen. Das Management der Börse Madrid habe freundlich auf das Angebot reagiert, sagt SIX-Chef Jos Dijsselhof. "Das ist der richtige Deal zur richtigen Zeit."

Gleichzeitig buhlt auch die Börse Euronext um die Madrider Börse. Durch die Branche der Finanzmarktbetreiber schwappt eine regelrechte Fusions- und Übernahmewelle. So hatte sich die Euronext zuletzt im Übernahmekampf mit der Nasdaq um die Börse in Oslo durchgesetzt und sich die Mehrheit gesichert. Im Oktober gab der Hongkonger Börsenbetreiber HKEX seinen 39 Milliarden Dollar (35,4 Milliarden Euro) schweren Übernahmeplan für den britischen Konkurrenten LSE auf, der seinerseits vor der Übernahme des Datenanbieters Refinitiv für 24 Milliarden Euro steht. Die Deutsche Börse war 2017 mit dem Versuch einer Übernahme der LSE gescheitert.

Die Madrider Börse (Bolsa de Madrid) ist die größte von insgesamt vier Börsen in Spanien, weitere Börsen befinden sich in Barcelona, Bilbao und Valencia.

Die Madrider Börse wurde durch König Ferdinand VII. am 20. Oktober 1831 gegründet. Im Laufe der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erhielt Spanien die Peseta, die Bank von Spanien und ein eigenes Börsengebäude. Infolge des Ausbruchs des Spanischen Bürgerkrieges wurde die Börse von Madrid 1936 geschlossen. Während des Regimes von General Francisco Franco spielte die Börse eine international untergeordnete Rolle. Erst 1975 führten eine neue spanische Konstitution und technische Erneuerungen an der Börse zu neuen Investitionen, beschleunigt vor allem durch den EU-Beitritt Spaniens 1986 und die Eingliederung Spaniens in das Wechselkurssystem der Europäischen Union 1988.