Der November startet für die Steiermärkische Sparkasse „sehr intensiv“, wie Vorstandschef Gerhard Fabisch einräumt. Am gestrigen Montag erfolgte um 9 Uhr früh das sogenannte Closing der Übernahme der Ohridska Banka in Nordmazedonien. Am Abend ging dann in Graz eine Mitarbeiterveranstaltung bei der Krentschker Bank über die Bühne. Die Privatbank, deren Wurzeln bis ins Jahr 1923 zurückreichen, steht bereits seit Jahrzehnten zu 100 Prozent im Eigentum der Steiermärkischen. Bisher jedoch als eigenständiges Bankhaus und Tochterunternehmen. Das wird sich Mitte nächsten Jahres ändern. Die Krentschker Bank wird mit der Mutter fusioniert, bestätigen Fabisch und der langjährige Krentschker-Vorstandschef Georg Wolf-Schönach im Gespräch mit der Kleinen Zeitung. Gestern am Abend wurden die Mitarbeiter informiert. Dass das auch zu „Betroffenheit“ führe, verhehlt Wolf-Schönach nicht. Doch er zeigt sich überzeugt: „Es ist der richtige Schritt für die Zukunft.“
Private Banking der Steiermärkischen wird ausgebaut
Fabisch verweist auf einen längeren Analyseprozess, bei dem man zum Ergebnis gekommen sei, dass man – sowohl auf Kundenseite als auch auf struktureller Ebene – gemeinsam mehr Vorteile bieten bzw. heben könne. Krentschker zähle – bei einer Bilanzsumme von rund 1,1 Milliarden Euro – rund 14.000 Kunden, davon entfallen rund 10.000 auf das klassische Privatkundengeschäft und den Kommerzbereich. Hier könne man den Kunden mit dem großen Filialnetz der Steiermärkischen, den gut ausgebauten digitalen Bankangeboten sowie u. a. Spezialfinanzierungen Vorteile bieten. Das gelte aus Sicht von Fabisch auch für die Firmenkunden, denen allein schon aufgrund der Größe beispielsweise höhere Kreditlimits eingeräumt werden können. Im Private Banking, also dem Veranlagungsgeschäft für besonders vermögende Kunden, sei die Abteilung der Steiermärkischen Sparkasse in etwa so groß wie das gesamte Private-Banking-Segment von Krentschker. Mit gebündelten Kräften könne man den Leistungsumfang erhöhen. Gerade im Private Banking sei der Faktor Größe in den vergangenen Jahren immer bedeutender geworden, so Wolf-Schönach.
„Wir profitieren auch davon, dass die Vermögensverwaltung von Krentschker eingebracht wird, umgekehrt bringen wir etwa das Fonds-Management und hohes Kundenvolumen ein“, so Fabisch. Insgesamt soll das „Private Banking als echter Schwerpunkt“ der Steiermärkischen Sparkasse ausgebaut werden. Daher werde man jedenfalls auch den Krentschker-Standort im ersten Wiener Bezirk erhalten, „das ist für uns ein sehr wichtiges Asset“. Noch offen sei hingegen, ob man auch die Räumlichkeiten der heutigen Krentschker-Zentrale in Graz (Eisernes Tor, Hamerlinggasse) behalten werde. Doch Fabisch lässt durchblicken, dass man für das neu formierte Private Banking einen eigenen Standort im Zentrum für Graz beziehen will.
Ob Marke Krentschker erhalten bleibt, wird jetzt geprüft
Noch nicht entschieden ist zudem, ob dafür die Marke „Krentschker“ erhalten bleibt, dafür werde man sich intensiv mit Markenexperten austauschen und wolle in den nächsten Monaten eine Entscheidung treffen. Wolf-Schönach, der Mitte 2020 in Pension geht, verweist darauf, dass die knapp 100 Mitarbeiter auch nach der Fusion weiterbeschäftigt werden.
91,57 Prozent der Anteile an OBSG erworben
Neuigkeiten gibt es auch rund um die Auslandsbeteiligungen: Ende Februar gab die Steiermärkische Sparkasse bekannt, zur ersten Übernahme seit dem Jahr 2008 auszuholen. In Nordmazedonien wurde ein Angebot für 74,53 Prozent der Anteile an der Ohridska Banka (OBSG) abgegeben, die bisher von der französischen Großbank Société Générale gehalten wurden. Der Verkaufsprozess wurde nun abgeschlossen, auch zahlreiche Kleinaktionäre verkauften ihre Anteile an die Steiermärkische. Gestern erfolgte das sogenannte Closing, „wir halten nun 91,57 Prozent an der OBSG“, so Vorstand Georg Bucher. Alle Genehmigungen der EZB sowie der nationalen Aufsichtsbehörden liegen vor.
Gemeinsam mit der bereits seit 2008 bestehenden Sparkasse in Nordmazedonien komme man nun auf eine Bilanzsumme von 1,1 Milliarden Euro, daran gemessen sei man nun die Nummer vier im nordmazedonischen Markt, „zieht man die Höhe der Ausleihungen im Kommerzgeschäft sowie die Position im Privatkundengeschäft heran, sind wir aber sogar die Nummer zwei“, so Bucher. Man sei die einzige westeuropäische Bank, die in Nordmazedonien vertreten sei. Trotz des jüngsten Rückschlags bei den Bestrebungen des Landes, offiziell EU-Beitrittsverhandlungen aufnehmen zu können, ist Bucher davon überzeugt, dass Nordmazedonien auf EU-Kurs bleibe. Zusammengenommen kommt man in dem Markt nun auf 700 Beschäftigte und 50 Filialen.