Seit 2010 steht Siegfried Huber an der Seite von Gabriele Semmelrock-Werzer an der Spitze der Kärntner Sparkasse. Auch privat zieht es den „alpin orientierten“ Vorstandsdirektor mit Vorliebe nach ganz oben. Schon mit 15 Jahren lockte es Huber und seine Freunde auf die umliegenden Gipfel: „Samstag fortgehen, vier Stunden schlafen und Sonntagfrüh auf die Berge“, sei so damals sein typisches Teenager-Programm abgelaufen, erinnert er sich. In Jugendjahren ging es dem Feldkirchner darum, (seine) Grenzen zu versetzen: „Der Ehrgeiz, schwerere Sachen zu probieren, ist damit gewachsen.“ Etwa eine, wie er bescheiden hinzufügt, „längere Skitour“ auf den Montblanc. Ein Unterfangen, das er beim ersten Versuch mit 18 Jahren ohne das Ziel zu erreichen abbrechen musste, um es dann als 20-Jähriger schließlich zu vollenden: „Auf 4500 Meter mit den Skiern, die letzten 300 Höhenmeter dann mit den Steigeisen.“

Lernen fürs "echte Leben"

Aus solchen jugendlichen Grenzerfahrungen nahm er so manches „fürs echte Leben“ mit: „Fokussieren, gewissenhaft vorbereiten – mein ganzes Leben lang profitiere ich schon von diesen Prinzipien.“ Übertriebenes Risiko vermied der gelernte Wirtschaftsprüfer schon als Junger, eine Altersgruppe, die bekanntlich zu Übermut neigt: „Wichtig ist es, einen verlässlichen Seilpartner zu haben und kein unkalkulierbares Wagnis einzugehen.“

Das gelte auch heute noch: „Dem Berg ist es wurst, ob du ein Bankdirektor bist. Es geht nur um deine Fähigkeit und den Willen, dein Ziel zu erreichen.“ Selbst Höhenangst konnte ihn dabei nicht stoppen: „Ich kenne keinen Menschen, der ohne Höhenangst auf die Welt gekommen ist, auch ich werde schwindlig, wenn ich unvorbereitet bin. Aber mit dem Training wächst du da hinein.“ Und sollte es einmal unberechenbar schwierig werden, ist für Huber klar: „Umzukehren ist keine Schande – lieber ein Mal zu viel als ein Mal zu wenig.“

Spielplatz vor der Haustüre

Auch heute widmet Huber „dem Spielplatz vor der Haustüre“ seine karge Freizeit: Eisklettern, Kajakfahren und Canyoning ergänzen mitunter das klassische Programm aus Wandern, Mountainbiken und Skitouren. Die Lieblingstour bleibe der heimatliche Falkert, geradezu besessen scheint er jedoch vom höchsten Berg der Republik: „Sicher 30 Mal“ schon bestieg Huber den Großglockner, meist in einer Ein-Tages-Tour: „Start um 2 Uhr in Feldkirchen, um 17 Uhr bin ich wieder daheim.“

Dazwischen liegen 1800 Höhenmeter. „Der Glockner an einem Tag, dann passt die Work-Life-Balance wieder“, schwärmt Huber, um hinzuzufügen, dass Familie und Beruf solche Touren derzeit leider nicht erlaubten.

Was Huber fürs Büro mitnimmt

Was Huber ebenfalls von den Gipfeln hinunter auf den Neuen Platz in Klagenfurt, dem Hauptsitz der Kärntner Sparkasse, mitnahm: „Das Wissen um den Risikofaktor Erfahrung. Du musst das im Griff haben und dein Handeln immer aufs Neue auf neutrale Basis stellen.“
Immer öfter in der Natur an der Seite Hubers anzutreffen sind seine vier Buben (6, 10, 11 und 16 Jahre alt). Ende Mai geht es etwa für einige Tage nach Obervellach.

„Ich will weitergeben, was du in diesem Abenteuerspielplatz alles erleben kannst.“ Etwa, dass man nicht in die Karibik reisen muss, um von Klippen zu springen. Auf den geplanten 12-Meter-Sprung bereitet sich Huber akribisch vor: „Ich gehe vorher alles ab, schließlich habe ich die Verantwortung für die Gruppe.“

Auch ein zweiter Guide begleitet den „Huber-Clan“. Denn „low hanging fruits“, so eine Überzeugung des Bankchefs, gebe es nicht. Zum Stress soll so ein „Männerurlaub“ jedoch nicht ausarten, weiß er: „Nur ja nicht auf vier Kirchtagen tagen und das berufliche Multitasking auf die Freizeit übertragen.“

Sonnenaufgänge am Berg

Was Huber besonders genießt: „Sonnenaufgänge am Berg – das brauche ich.“ Etwa am slowenischen Mangart, 2679 Meter hoch in den Julischen Alpen gelegen, den er über den Klettersteig auf slowenischer Seite mit Blick auf die Weißenfelser Seen zu bezwingen pflegt, mittlerweile gemeinsam mit dem ältesten Sohn. „Es geht nichts über gemeinsame Erlebnisse mit der Familie“, sagt Huber und fügt hinzu: „Catch moments, not things.“ 15 Stunden „alleine herumzulatschen, daran hätte ich kein Interesse.“ Stetes Plaudern sei aber auch nicht gefragt: Das Gehen selbst schaffe Freiraum für neue Ideen und das Abschütteln alter Sorgen: „Die Monotonie, in die man dabei versinkt, ist die beste Zeit, dich einzuordnen.“

Kein Ort für Geschäfte

Ob der Berg auch der rechte Ort für Geschäfte sei? Huber schüttelt energisch den Kopf: „Keiner, der den Berg ehrlich meint, nutzt ihn geschäftlich.“ Und er hält ein Plädoyer für den „ganzen“ Menschen, der sich voll auf eine Tätigkeit konzentriert: „Ich kann nicht halber Banker, halber Familienvater, halber Golfer, Jäger und Alpinist sein: Man muss sich immer entscheiden – nur dort, wo Liebe und Engagement dabei ist, kannst du auch wirklich gut werden.“