Vorne Menschen, hinten Menschen, endlich am eigenen Sitz angekommen, wird geschwind das Handgepäck in der Ablage verstaut – und je nach Zieldestination des Flugzeugs ist man hier nun mehrere Stunden „gefangen“. Kein Wunder, dass Airlines immer mehr Wert auf den Wohlfühlfaktor legen, wie Klaus Schludnig erklärt, der bei der AUA für die Flugtauglichkeit der Maschinen verantwortlich ist.

Die Flugtauglichkeit war auch zentrales Thema des Branchenevents Aircontact des Mobilitätsclusters ACstyria. Denn mit dem Kauf eines Flugzeugs ist es meist nicht getan. „80 Milliarden Euro schwer ist der Markt für Nachrüstungen“, sagt Robert Machtlinger, FACC-Geschäftsführer. Der Flugzeugausrüster macht jährlich mehr als eine Milliarde Euro Umsatz. „Damit sind wir lokal eine Größe, doch international ist unser stärkster Mitbewerber 67 Mal so groß.“ Als österreichisches Unternehmen gebe es in der Luftfahrt nur eine Möglichkeit zu bestehen: Innovation. „Es gibt keinen Heimatmarkt, man muss global bestehen“, so Machtlinger.

Alles zertifziert

Einen Einblick in die Komplexität des Marktes bietet Andreas Kindermann von Wollsdorf Leder. Das steirische Unternehmen bespannt die Stühle zahlreicher Airlines. „Mit der Air-Berlin-Pleite haben wir leider einen Kunden verloren.“ Laudamotion und Ryanair haben andere Partner. Und hat eine Airline sich für einen Zulieferer entschieden, wird selten gewechselt. „Das Erstgeschäft ist die Basis für Folgegeschäfte“, erklärt Kindermann. Denn es gibt keine Sessel von der Stange. Jede Serie braucht eine Zertifizierung. Auch Änderungen müssen behördlich genehmigt werden.

Ganz anders ist das Geschäft mit Privatjets. Hier haben Kunden gewisse Erwartungen und sind bereit, dafür den Behördenweg zu gehen, erklärt Stefan Krainer von Primus Aircraft Management Solutions. Das Unternehmen macht besagte Zertifizierungen für Privatjets. „Es geht gar nicht um Luxus, sondern um Funktion.“ Und natürlich darf es keine Schäden geben. „Gerade im Charterbereich sind Kunden unvorsichtig.“
Hier kommt Katharina List-Nagl von der F/List ins Spiel.„Wir sind eine Tischlerei. Doch wir machen im Flugzeuginnenraum ziemlich alles. Von der Neuausstattung bis zu Ausbesserungen im Furnier.“ Dafür hat die Firma Mitarbeiter an Flughäfen wie in Berlin oder Dubai. „Die gehen mit den Wartungsmannschaften mit und verlassen kein Flugzeug ohne Angebot.“ Nur, um eine Dimension zu bekommen. So ein Sessel in einem Privatjet kostet um die 20.000 Euro.

In Zukunft müssen Kabinen mehr können. Vernetzt müssen sie sein, da sind sich alle einig. So rüstet die AUA immer mehr Flugzeuge mit Internet aus. „Eine große Herausforderung“, sagt Schludnig. „Noch haben wir gewisse Grenzen. 300 Menschen, die gleichzeitig Videos streamen, das geht nicht.“ Wollsdorf-Chef Kindermann setzt auf intelligente Oberflächen. So könnte der Name des Passagiers am Sitz angezeigt werden. Auch kabelloses Laden von Handys ist ein Thema.
Machtlinger von FACC bescheinigt Sensoren eine große Zukunft in Flugzeugen. „Nichts ist schlimmer, als einen Passagier nicht mitnehmen zu können, weil der Stuhl kaputt ist.“ Sensoren sollen hier rechtzeitig vor einem Ausfall warnen. „Biosensoren könnten den Flugbegleiterinnen anzeigen, ob beim Landeanflug alle Passagiere wieder auf ihren Plätzen sind.“ Oder ob sie nach dem stundenlangen Flug auch wieder ausgestiegen sind.