In der börsennotierten österreichischen Erste Group wurden am Donnerstag Fakten geschaffen. Konzernchef Andreas Treichl (66) legt Ende 2019 seinen Vorstandschefjob nieder. Als sein Nachfolger wurde Bernhard Spalt (50) designiert. Spalt ist derzeit Risikovorstand in der Österreich-Tochter.

"Bernhard Spalt ist aus meiner Sicht die richtige Persönlichkeit, um die Bank auf ihrem weiteren Weg zu führen", sagte Treichl in einer Mitteilung Donnerstagnachmittag.

Treichl steht seit 1997 an der Vorstandsspitze. Er ist damit jetzt schon längstdienender Vorstandsvorsitzender (CEO) einer börsennotierten Bank weltweit. In Jahren höherer Gewinne und entsprechender Prämien brachte er es außerdem schon auf Österreichs bestbezahlten Manager.

Eigentlich wäre Treichls Vorstandsvertrag in der Erste Group bis Ende Juni 2020 gelaufen. Jetzt erfolgt der Wechsel ein halbes Jahr früher. Treichl wird nach Beendigung seines Vorstandsjobs dann Aufsichtsratsvorsitzender in der Erste Stiftung. Das ist die größte Einzelaktionärin der börsennotierten Bank mit aktuell 11,2 Prozent.

So wie vor drei Jahren seine Vertragsverlängerung bis 2020 vorgezogen wurde, um Spekulationen zu ersticken, sollen auch jetzt Gerüchte über einen möglichen Wechsel in eine andere Position als beendet gelten. Im vergangenen halben Jahr war Treichl immer wieder als möglicher (VP-)Kandidat für den nächsten Gouverneur der Nationalbank umworben worden. Das lehnte er ab.

Keine Polit-Positionen

Von Polit-Positionen wollte der österreichische Spitzenbanker nichts wissen, auch wenn er weiterhin immer wieder dafür gehandelt wurde - selbst noch nach einem wenig schmeichelhaften Sager über Politiker ("blöd, feig..."), für den er sich in aller Öffentlichkeit entschuldigen musste. Treichl war neben seinen Bankerjobs in den 1990er-Jahren ÖVP-Finanzreferent gewesen. Trotzdem war in Aktionärsversammlungen die Frage nach dem weiteren Karriereverlauf wiederholt ein Thema. Er wolle "weder auf Lebenszeit Vorstandsvorsitzender sein, noch Finanzminister von irgendwo", war dann die Antwort.

In der Zeit als Vorstandschef hat Treichl die Erste von einer österreichischen Sparkasse zu einem Bankkonzern mit internationalen Investoren und heute rund 47.600 Beschäftigten entwickelt. Dazwischen gab es als Folge der Finanzkrise einen Milliarden-Kehraus aus den Bilanzen mit entsprechendem Milliardenverlust. In den vergangenen Monaten wurden die Aktionäre auf stetig steigende Dividenden eingestellt.

Im kommenden Jahr, 2019, wird die Bank 200 Jahre alt. Diese Jubiläumsfeierlichkeiten sind groß angelegt. Dass es deshalb aber einen Jubiläumsbonus für die Investoren gibt, hat der Bankchef bereits vorweg in Abrede gestellt.

Auch die Nachfolgespekulationen sind beendet worden. Auch hier kursierten diverse Kandidatennamen. Der Neue an der Bankspitze, Bernhard Spalt, ist seit mehr als 25 Jahren in der Bank. Spalt bekleidete diverse Vorstandsjobs in lokalen Bankentöchtern (so in Rumänien) und auch in der Holding. Aktuell fungiert er als Risikovorstand in der Erste Bank Oesterreich. Mitte 2019 wird der Jurist zunächst als Treichls Vize in den Gruppenvorstand einziehen, im Jänner 2020 dann den Chefsessel einnehmen.

Für den Erste-Aufsichtsratsvorsitzenden Friedrich Rödler, der den Auswahlprozess für die CEO-Nachfolge leitete, hat Spalt in seinen 27 Jahren, in denen er in der Erste in verschiedensten Managementpositionen aktiv war, eine enorm breite Erfahrung im Bankgeschäft in Zentral-Osteuropa gesammelt - sowohl in guten als auch in herausfordernden Zeiten. Er sei "tief mit der Tradition und der DNA der Erste Group verbunden".