Camping: einst Synonym für einen Billigsdorferurlaub in wackeligen Zelten, zwar naturnahe, aber fernab jeglichen Komforts. Wer heute Camping sagt, kann vieles meinen – das Wackelzelt gehört jedoch kaum mehr dazu. Stattdessen Wohnwägen oder Wohnmobile verschiedener Größen- und Luxusklassen sowie Mobile Homes, die Naturerlebnis und Komfort verknüpfen.

Barbara Ertl, Sprecherin der ARGE Camping und Chefin des Seecamping Berghof in Villach-Landskron, weiß um den Trend zum Campingurlaub Bescheid: Die Nachfrage sei so groß, dass Zuspätkommende zwar nicht das Leben, aber der Produzent bestraft: „Wer jetzt noch einen neuen Wohnwagen bestellt, bekommt ihn heuer nicht mehr“, weiß Ertl. Die zehn neuen Mietwohnwägen, die sie alle Jahre anschafft, mussten bereits bestellt werden, damit die Lieferung bis zur Saison 2019 überhaupt klappt. Ob kleiner Kastenwagen um wohlfeile 50.000 Euro oder Luxuswohnmobil um bis zu 300.000 Euro: Der Markt brummt wie nie. Immer öfter kaufen Neucamper, die erst wenige Male ins Leben auf dem Stellplatz schnupperten. Das zeigt sich auch in den Zulassungszahlen: Hatten in Österreich 2015 23.779 Reisemobile und 36.893 Wohnwägen eine Zulassung, so waren im Vorjahr bereits 26.230 Reisemobile und 37.869 Wohnwägen gemeldet.

Campingplatz Gruber am Faaker See
Campingplatz Gruber am Faaker See © Markus Traussnig

Exzellente Nachrichten für die 130 Kärntner Campingplatzbetreiber. Denn Campingurlauber bleiben auch deutlich länger – laut Kärnten Werbung im Schnitt 5,9 Tage (Kärnten-Urlauber: 4,2 Tage). Ein Durchschnittswert, der zwei Urlaubstrends nicht widerspiegelt: „Im Sommer bleiben viele zehn Tage oder länger, in den Nebensaisonen dafür oft nur zwei, drei Tage“, so Ertl. Schon fast jeder vierte Sommerurlauber in Kärnten ist ein Camper. Österreichweit entfallen 40 Prozent aller Campingurlaube wiederum auf Kärnten – vor Tirol und Salzburg Camping-Bundesland Nummer eins. 2017 durften die Kärntner Campingplatzbetreiber über ein Plus von 12,7 Prozent jubeln, innerhalb von zehn Jahren stieg die Zahl der Nächtigungen um 31 Prozent. Auch in diesem Jahr ist kein Ende des Booms in Sicht: „Die Buchungslage ist sehr gut, die Vorsaison war es ebenso“, kann Ertl nicht klagen. Wegen ein paar Regentagen lässt ein Camper seinen Urlaub keineswegs ins Wasser fallen: „Ein Camper haut doch nicht beim ersten Tropfen ab“, meint Ertl schmunzelnd, „die sind schon sehr Outdoor-affin.“

Und was wurde aus dem gepflegten Vorurteil, dass Camper ihren Urlaub knapper kalkulieren? Aktuelle Zahlen gebe es dazu nicht, bedauert Zaworka. Eine Campingnacht für zwei inklusive Stellplatz in Österreich koste laut Campinginfo 28,85 Euro. Das sei aber längst nicht alles, sagt Ertl: „Camper gehen einkaufen, essen und machen viele Ausflüge. Sie lassen sehr viel Geld im Land, das sie sich bei den Übernachtun-
gen sparen.“