Das Interesse an Air Berlin ist offenbar größer als bisher bekannt. "Wir haben mit mehr als zehn Interessenten gesprochen, darunter mit mehreren Fluglinien", sagte der Chef der insolventen Fluggesellschaft, Thomas Winkelmann, der Zeitung "Bild am Sonntag" einem Vorabbericht zufolge.

Einen Komplettverkauf bezeichnete er demnach als unwahrscheinlich: "Es wird nicht einen, sondern zwei oder drei Käufer geben." Die Gespräche würden am Wochenende und in der kommenden Woche weitergeführt. Ein Verkauf bis November sei dabei zu spät: "Wir wollen den Verkauf spätestens im September abschließen. Sonst schwindet das Vertrauen der Kunden in die Airline."

Ins gleiche Horn stieß Wirtschaftsstaatssekretär Matthias Machnig (SPD). Man müsse zur Kenntnis nehmen, dass die Fluggesellschaft mehrere Partner brauche, um dem Unternehmen und seinen Mitarbeitern eine längerfristige Perspektive bieten zu können. "Das Modell Air Berlin als eine eigenständige Airline ist ja gescheitert", sagte Machnig am Samstag dem InfoRadio des rbb. Er erteilte damit dem vom Unternehmer Hans-Rudolf Wöhrl vorgeschlagenen Kompletterwerb eine Absage.

Wöhrl und Ryanair-Chef Michael O'Leary hatten der Bundesregierung ein abgekartetes Spiel vorgeworfen, um den Großteil von Air Berlin möglichst billig dem deutschen Marktführer Lufthansa zuzuschanzen. Machnig wies dies zurück: "Ich sage noch mal: Es wird keinen Zuschlag allein an Lufthansa geben." Der deutsche Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) hatte sich allerdings dafür ausgesprochen, dass die Lufthansa wesentliche Teile von Air Berlin übernimmt. "Wir brauchen einen deutschen Champion im internationalen Luftverkehr", sagte Dobrindt vergangene Woche der "Rheinischen Post".

Air Berlin hatte am Dienstag einen Insolvenzantrag gestellt, nachdem Großaktionär Etihad eine Finanzzusage zurückgezogen hatte. Winkelmann hat erklärt, es würden Gespräche mit drei börsennotierten Rivalen geführt, darunter die Lufthansa.