In der Europäischen Zentralbank (EZB) ist nach Aussage des Direktoriumsmitglieds Benoit Coeure das aktuell in Fachkreisen diskutierte direkte Verschenken von Geld durch die Notenbank ("Helikopter-Geld") kein Thema. "Helikopter-Geld ist derzeit nicht Teil der Diskussion im geldpolitischen Rat", versicherte Coeure in einem am Mittwoch erschienenen Interview mit der US-amerikanischen Zeitung "Politico".

Als Volkswirt finde er die aktuelle akademische Diskussion zwar aufregend, aber in der praktischen Geldpolitik stehe das Thema nicht zur Debatte.

EZB-Direktor Benoit Coeure
EZB-Direktor Benoit Coeure © APA

Zuvor war die Diskussion um das Helikopter-Geld durch EZB-Präsident Mario Draghi befeuert worden, als er auf der Pressekonferenz nach der jüngsten Zinsentscheidung diese ultimative Notenbank-Waffe für mehr Wachstum und Inflation auf Nachfrage als eine "interessante Idee" bezeichnet hatte. Danach hagelte es Kritik.

Wachsende Kritik an lockerer Geldpolitik

Daneben richtete sich die wachsende Kritik vor allem aus Deutschland und auch aus der österreichschen Finanzwelt auch gegen die jüngste Lockerung der Geldpolitik durch die EZB. Die Euro-Notenbank hatte am 10. März eine ganze Reihe von Maßnahmen beschlossen, darunter weitere Zinssenkungen und eine Ausweitung des Kaufprogramms von Wertpapieren.

An die Adresse der Kritiker sagte Coeure: "Wir werden unseren Kritikern in Deutschland und auch den deutschen Sparern weiter erklären, dass ihr Land einer der größten Nutznießer des Euro ist."

Eine stärkere Wirtschaftskraft in der Eurozone sei auch gut für Deutschland, sagte Coeure. Dies gelte auch für eine Inflation, die bei knapp zwei Prozent angestrebt werde. Die EZB visiert mit ihrer Geldpolitik mittelfristig eine Teuerung von etwas unter zwei Prozent an, weil sie dann die Stabilität der Währung als gewährleistet ansieht.