Die Zahl der Arbeitssuchenden hat im Oktober die 400.000er Marke überschritten. 339.412 Personen waren arbeitslos gemeldet, das sind um 29.106 Personen mehr als noch vor einem Jahr. 71.442 Jobsuchende befanden sich in Schulung, ein Rückgang von 7.407. Zusammen ergibt das 410.854 Menschen ohne Arbeit, ein Zuwachs um 5,6 Prozent. Gleichzeitig gab es 31.944 offene Stellen (plus 23 Prozent).

Die nationale Arbeitslosenquote lag bei 8,7 Prozent (plus 0,6 Prozentpunkte). Im europäischen Vergleich ist Österreich nur mehr auf dem fünftbesten Platz. Die geringste Arbeitslosigkeit gab es in Deutschland, gefolgt von Tschechien. Schlusslicht ist Griechenland. Im Bundesländerranking war einmal mehr Wien am stärksten von der steigenden Arbeitslosigkeit betroffen (plus 17,4 Prozent), gefolgt vom Burgenland (plus 11,2 Prozent). Am besten schlug sich Tirol, das keinen Anstieg verzeichnete.

Einmal mehr waren Ausländer und Ältere besonders von der zunehmenden Arbeitslosigkeit betroffen. 94.334 Ausländer waren im Oktober arbeitslos gemeldet, das sind um 12.090 mehr als noch im Oktober 2014. Bei den Älteren (50+) waren 91.320 als arbeitslos vorgemerkt, das sind um 11.558 mehr. Keinen Anstieg gab es lediglich bei den Jugendlichen (15 bis 24 Jahre). 44.678 waren hier arbeitslos.

Bei den Lehrlingen geht die Schere weiter auseinander. 6.548 waren auf der Suche nach Arbeit, das sind um 450 mehr als noch vor einem Jahr. Gleichzeitig nahm die Zahl der offenen Lehrstellen um 476 auf 4.185 Plätze zu. Besonders schlimm ist die Situation für Lehrstellensuchende in Wien mit einem Plus von 24,9 Prozent .

Handel besonders betroffen

Nach Jobs aufgegliedert haben sich der Handel sowie das Gesundheits- und Sozialwesen besonders schlecht entwickelt. Die Zahl der arbeitslosen Handelsangestellten schnellte im Jahresvergleich um 4.563 Personen in die Höhe. Nach absoluten Zahlen gerechnet war auch der Tourismus alles andere als ein Jobmotor - hier legte die Zahl um 2.910 Arbeitslose zu. Nach Geschlechtern ging es den Männern (plus 10,1 Prozent) einmal mehr schlechter als den Frauen (plus 8,5 Prozent).

Hundstorfer: "Zeichen der Entspannung"

Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) sieht trotz des Überschreitens der 400.000er Marke "erste Anzeichen einer Entspannung". "Der Anstieg der Arbeitslosigkeit hat sich im Herbst 2015 etwas verflacht und die Zahl der unselbstständig Beschäftigten liegt Ende Oktober um rund 32.000 über dem Vorjahreswert. Insgesamt konnten in den ersten zehn Monaten des laufenden Jahres bereits 504.000 arbeitslose Personen wieder in eine neue Stelle vermittelt werden", rechnete der Minister am Montag in einer Aussendung vor.

Hundstorfer erwartet sich im kommenden Jahr - dank der am vergangenen Freitag beim Arbeitsmarktgipfel beschlossenen Maßnahmen - eine Belebung der Wirtschaft.

Gute Zahlen aus Westösterreich

AMS-Chef Johannes Kopf sieht eine leichte Aufhellung am Arbeitsmarkt. Die steigende Zahl der offenen Stellen und die unterm Strich sinkende Arbeitslosigkeit in Tirol und Vorarlberg seien positive Signale. Der weiterhin starke Anstieg der Arbeitslosigkeit bei Ausländern und Älteren sei auf den starken Zuzug und die Alterung der Bevölkerung zurück zu führen, so Kopf im Gespräch mit der APA.

Im Vergleich zum Oktober des Vorjahres suchten zusätzlich 6.716 Personen mit Asylstatus nach einem Job. Durch den starken Zuzug zum heimischen Arbeitsmarkt steige die Zahl der arbeitslosen Ausländer zwar an, gleichzeitig würden aber auch mehr eine Arbeit in Österreich finden. Das kräftige Plus bei den Landzeitarbeitslosen erklärt sich laut Kopf dadurch, dass einerseits mehr Personen in den Arbeitsmarkt drängen und andererseits die Schulungen mengenmäßig zurückgefahren wurden. Wer in Schulung ist, scheint nämlich nicht als arbeitslos auf.

Wobei ein Blick auf die Schulungen offenbart, dass ihre Zahl für Inländer stark sank, während deutlich mehr Ausländer geschult wurden. 47.308 Inländer und 24.134 Ausländer drückten im Oktober die Schulbank.

Den überwiegenden Teil der Arbeitslosen stellen weiterhin Menschen, die maximal Pflichtschulausbildung haben. Gleichzeitig gibt es aber die stärksten Zuwächse bei Akademikern. Hier lag das Plus im Jahresvergleich bei 18,3 Prozent.