Der Wiener Elektrohändler Niedermeyer hat im Geschäftsjahr 2011/12 (per 30. April) einen Verlust von 2,9 Mio. Euro erlitten, im Jahr davor hatte das Unternehmen "noch einen geringen Gewinn in der Größenordnung von 100.000 Euro", sagte Christian Rothmüller, Sprecher von Niedermeyer, im Gespräch mit der APA. Für die Schwierigkeiten, die letztendlich zur Insolvenz führten, macht das Traditionsunternehmen "konjunkturbedingte Umsatzrückgänge und sinkende Margen" verantwortlich. Das Niedermeyer-Konzept eines "Elektronik-Nahversorgers" sei durch den boomenden Online-Handel und "Großflächendiskonter" unter Druck geraten, so Niedermeyer.

Die 279 Mitarbeiter, denen der Jobverlust droht, seien seit heute beim Arbeitsmarktservice zur Kündigung angemeldet worden, sagte der Sprecher weiter. Im Vorjahr sei der Nettoumsatz (ohne Mehrwertsteuer, Anm.) von knapp 111 Mio. Euro (2010/11) auf rund 105 Mio. Euro gesunken. Derzeit würden Gespräche mit potenziellen Investoren geführt, so eine Aussendung von Niedermeyer. Welche das seien, wollte der Sprecher aber nicht sagen. Es gehe nun darum, "die wesentlichen Unternehmensbestandteile zu erhalten und eine strategische Neuausrichtung" zu erreichen.

Aus der Insolvenz will das Unternehmen mit einem neuen Konzept herauskommen und die 45 besten der 98 Filialen erhalten. Welche Filialen geschlossen werden, stehe noch nicht fest. Darüber werden erst Gespräche mit dem zu bestellenden Sanierungsverwalter geführt, betonte der Niedermeyer-Sprecher heute. Den rund 840 Gläubigern bietet das Unternehmen im Rahmen eines sogenannten Sanierungsverfahrens ohne Eigenverantwortung eine Quote von 20 Prozent an.

Niedermeyer befindet sich im Mehrheitsbesitz von Niedermeyer-Geschäftsführer Werner Weber (43), der über die Sapentia GmbH 50,1 Prozent am Elektrohändler hält. Die restlichen 49,9 Prozent gehören der Hypo Equity Beteiligungs AG, an der laut FirmenCompass u.a. die Vorarlberger Landes- und Hypothekenbank Aktiengesellschaft (43,29 Prozent) und die Hypo Tirol Bank (21,78 Prozent) wesentlich beteiligt sind. Die Eigentümer hätten in den letzten Jahren rund 6 Mio. Euro ins Unternehmen investiert - im September 2012 seien es 2 Mio. Euro gewesen, betonte Rothmüller.

Führungsproblem

Die Niedermeyer-Insolvenz ist auf ein Führungsproblem im Unternehmen zurückzuführen, sagte Wolfgang Krejcik, Obmann des Bundesgremiums der Elektrofachhandels, am Dienstag auf Anfrage der APA. Es handle sich um ein Einzelproblem eines Unternehmens, der Branche insgesamt gehe es gut, 2012 sei der Rekord-Umsatz des Jahres 2011 mit 4,7 Mrd. Euro wieder erreicht worden. Die Branche werde sich aber darum bemühen, den betroffenen Lehrlingen einen neuen Betrieb zu vermitteln. Das habe man auch bei der Cosmos-Pleite im Februar 2010 so gemacht.

Niedermeyer machte zuletzt nur mehr 105 Mio. Euro Umsatz bei einem Verlust (EGT) von 2,9 Mio. Euro. 2008 waren es noch 150 Mio. Euro Umsatz. Mit zwei Prozent des Branchenumsatzes ist die Kette trotz ihrer Bekanntheit kein Riesenunternehmen.