Sie wurde bereits im Regierungsprogramm Ende Februar verankert und dann bei der ersten Regierungsklausur Mitte März noch einmal „beschworen“: Die Industriestrategie, rund um deren Finalisierung zuletzt schon hörbare Ungeduld aus Industriekreisen zu vernehmen war. Federführend arbeiten Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP), Infrastrukturminister Peter Hanke (SPÖ) und Staatssekretär Sepp Schellhorn (NEOS) daran.

Die Strategie soll noch heuer stehen und im Jänner präsentiert werden, so Hattmannsdorfer. Zu Details hält sich der Minister – mit Verweis auf letzte Punkte, die noch verhandelt werden – noch zurück. Ein starker Fokus soll aber auf den Bereichen Innovation und Forschung liegen, neun Schlüsseltechnologien werden als Stärke- und Schwerpunktfelder definiert. Aus Regierungskreisen ist zu hören, dass darunter u. a. Bereiche wie Biotech, Life Sciences, Quanten-Computing, Halbleiter und Mikroelektronik oder auch Mobilität fallen sollen.

„Nicht in Schönheit sterben“

Hattmannsdorfer will darauf nicht näher eingehen. Es gehe aber um die Frage, wo in Zukunft auch Anreize für Investitionen gesetzt werden sollen. Er plädiert für mehr Selbstbewusstsein und ein „patriotisches Vergaberecht“, wobei dies als EU-weiter Auftrag zu verstehen sei. Immerhin seien im Gefüge des Welthandels mit den USA und China zwei zentrale Player ausgestiegen. Daher dürfe man in Europa und Österreich „nicht in Schönheit sterben“, heimische Wertschöpfung müsse hier eine Rolle spielen. Die Industriestrategie soll „ein Kompass für die inhaltliche Ausrichtung des Standorts sein“. Man wolle De-Industrialisierung stoppen, „ohne Industrie gibt es keine Wohlstandsabsicherung“, so Hattmannsdorfer, der aber einräumt, dass es perspektivisch für einzelne Bereiche womöglich keine Zukunft gibt.

Die jüngsten Konjunkturprognosen von Wifo und IHS, die Österreich für 2026 und 2027 ein Plus von 1,2 und 1,4 bzw. 1,0 und 1,1 Prozent vorhersagen, seien nach zwei Jahren Rezession zwar erfreulich, sagt Hattmannsdorfer. „Die Talsohle ist durchschritten, doch wir sind bei Weitem noch nicht dort, wo wir hingehören, das reicht auf Dauer nicht aus, um unseren Wohlstand abzusichern.“ Zudem sei Österreich nach wie vor unter den EU-Schlusslichtern, „das kann nicht unser Anspruch sein, wir müssen alles unternehmen, um auf die Überholspur zu kommen“. In puncto Entlastung bei Energiekosten und Bürokratie verweist Hattmannsdorfer auf die zuletzt in Gang gesetzten Maßnahmen. Diese würden in die richtige Richtung gehen