Die Nachrichten von großen Standortinvestitionen, insbesondere zum Zwecke der Kapazitätserweiterung, sind in der steirischen Industrie zuletzt rar geworden. Und auch im neuen Jahr 2026 sind sie zumindest nicht in großer Zahl in Sicht. Es gibt aber auch ein Kontrastprogramm – und echte Lichtblicke. Das lässt sich dieser Tage etwa in den Gesichtern von Florian Bany und Alexander Erjavec ablesen. Sichtlich erfreut, dürfen die Manager von Graphic Packaging International in Graz, kurz GPI Graz, ein Verpackungsspezialist mit langer Tradition am Standort, erstmals über eine millionenschwere Erweiterung in der steirischen Landeshauptstadt berichten. An die sechs Millionen Euro werden 2026 in ein umfangreiches Investitionsprogramm fließen, so Bany, der Mitte des Jahres die Geschäftsführung übernommen hat. Das Unternehmen ist auf die Entwicklung und Fertigung hochwertiger Konsumgüterverpackungen wie Faltschachteln spezialisiert – mit Kunden, vor allem für bekannte internationale Marken der Tabak-, Textil- und Lebensmittelindustrie, auf der ganzen Welt. Mit 370 Beschäftigten in Graz und einer Exportquote von gut 95 Prozent wurden 2024 rund 84 Millionen Euro umgesetzt.

Bany verhehlt nicht, dass man auch bei GPI die großen aktuellen Herausforderungen für die Produktionswirtschaft kennt, von den hohen Energiepreisen bis hin zu den Arbeitskosten. „Der Kostendruck ist auch bei uns hoch, die Entwicklung können wir vielfach auch nicht 1:1 an die Kunden weitergeben.“ Auch bei GPI hat es in jüngerer Vergangenheit daher Maßnahmen zur Kostensenkung gegeben.

Das neue Jahr steht nun aber erst einmal im Zeichen des Ausbaus und einer positiv-aufgekratzten Aufbruchstimmung. „Das ist ein klares Bekenntnis des Konzerns zu Graz und sichert den Standort und die Arbeitsplätze hier ab“, unterstreicht Bany. Investiert werde u. a. in eine neue Linie für die Zylinderfertigung, die Jahresproduktion steigt damit von 12.000 auf 16.000, in die Digitalisierung, die Maschinenverfügbarkeit sowie in die Infrastruktur.

Geschäftsführer Florian Bany 
Geschäftsführer Florian Bany  © Klz / Nick Fröhlich

„Maßgeschneiderte Hightech-Anlagen“

Wenn Produktionsleiter Erjavec, studierter Wirtschaftsingenieur, über jene maßgeschneiderten Hightech-Anlagen spricht, die Kurs auf Graz nehmen, ist ihm die Vorfreude anzumerken. 60 Meter lang seien die beiden neuen Automatik-Linien für die Zylinderproduktion, die Mitte 2026 in Betrieb gehen werden. Im globalen GPI-Netzwerk, Sitz des Konzerns ist in der US-Metropole Atlanta, weltweit zählt man mehr als 100 Standorte mit 23.000 Beschäftigten, spiele Graz eine wichtige Rolle, so Erjavec. Das Know-how und die Expertise der Mitarbeiter, die hier zu finden seien, sorgen für Alleinstellungsmerkmale. Man bediene die gesamte Wertschöpfungskette, sagt Bany, die Fertigungstiefe sei etwas Besonderes, ergänzt Erjavec, der vor allem die eigene Herstellung von Druckformen, Tiefdruckzylindern, hervorstreicht. „Wenn Kunden hier bei uns in Graz ankommen, können wir aus einer vagen Idee erste Muster produzieren und diese dann bis hin zur Serienfertigung weiterentwickeln.“ Pro Jahr werden übrigens rund 21.000 Tonnen Karton und 1100 Tonnen an Farben und Lacken verarbeitet.

Produktionsleiter Alexander Erjavec
Produktionsleiter Alexander Erjavec © Klz / Nick Fröhlich

Zum Portfolio zähle auch die klassische Faltschachtelproduktion im Offsetdruck – mit eigener Stanz- und Klebezone – sowie der industrielle Rotationstiefdruck „kombiniert mit innovativen Veredelungsverfahren“, so Bany, der auch auf das eigene Designteam am Standort verweist.

„Bilden unsere eigenen Fachkräfte aus“

Der Standort wurde vielfach prämiert, auch für seine Lehrlingsausbildung. „Wir sind sehr spezialisiert, das bedeutet auch, dass wir unsere eigenen Fachkräfte ausbilden“, sagt Bany. Das geschehe bei Lehrlingen oftmals auch über den zweiten Bildungsweg, so Erjavec. „Wir wollen dieses Know-how auch an die nächste Generation weitergeben.“ Das hat Tradition.

Die Wurzeln der heutigen GPI Graz liegen in der 1868 gegründeten lithografischen Kunstdruckanstalt, bereits ab 1930 wurde der Fokus auf den Verpackungsdruck gelegt. Über die Jahre und Jahrzehnte wurde das Unternehmen erst von Alfred Wall, später vom US-Konzern MWV sowie der „AR Packaging“ zu einem gewichtigen Player in der Faltschachtelindustrie ausgebaut. Seit Sommer 2022 gehört der Standort zu Graphic Packaging International.