Die außergewöhnliche Vereinbarung, wegen der die Chipkonzerne Nvidia und AMD für Lizenzen zum Export nach China eine Abgabe an die US-Regierung zahlen, könnte auf weitere Branchen ausgedehnt werden. Derzeit sei das Modell einzigartig, aber eine Ausdehnung mit der Zeit sei für ihn vorstellbar, sagte US-Finanzminister Scott Bessent im US-Sender Bloomberg TV am Mittwoch.
Die US-Regierung kassiert einen Anteil von 15 Prozent bei Verkäufen von KI-Chips der amerikanischen Konzerne Nvidia und AMD nach China. Präsident Donald Trump sagte sogar, dass er von Nvidia-Chef Jensen Huang zunächst 20 Prozent verlangt habe – „für das Land“.
Trumps Regierung hatte im Frühjahr die Regeln für Halbleiter-Verkäufe nach China weiter verschärft. Dadurch konnte der KI-Chip-Marktführer Nvidia eine Zeit lang nicht einmal seine speziell für den Markt abgespeckten H20-Systeme dorthin liefern. Nach Überzeugungsarbeit von Nvidia-Chef Huang gab es aber eine Kehrtwende.
„Sehr ungewöhnliche Vereinbarung“
Konkret dürfen Nvidia und AMD seit kurzem wieder Hochleistungschips in die Volksrepublik ausführen. Die „Financial Times“, die Finanznachrichtenagentur Bloomberg und die „New York Times“ berichteten bereits am vergangenen Sonntag übereinstimmend, dass der Chef von Nvidia, Jensen Huang, sich am Mittwoch mit US-Präsident Donald Trump im Weißen Haus getroffen habe. Huang habe zugestimmt, einen Teil der Einnahmen aus dem Chip-Geschäft mit China an die Regierung abzugeben. Das sei eine „sehr ungewöhnliche Vereinbarung“, schrieb die „New York Times“.
Ein Nvidia-Sprecher erklärte auf Anfrage: „Wir halten uns an die Regeln, die die US-Regierung für unsere Teilnahme an den weltweiten Märkten festlegt.“ Man hoffe, dass die Exportkontrollregeln es US-Firmen erlaubten, in China und weltweit zu konkurrieren. AMD und das US-Handelsministerium reagierten zunächst nicht auf Anfragen. Das chinesische Außenministerium verwies auf seine wiederholt geäußerte Position zu dem Thema. Peking hatte den USA in der Vergangenheit vorgeworfen, Technologie- und Handelsfragen zu nutzen, um China „böswillig einzudämmen und zu unterdrücken“.
Experte nennt Schritt „verrückt“
Experten kritisierten den Schritt: „Das ist verrückt“, sagte Geoff Gertz vom Washingtoner Think-Tank Center for New American Security. „Entweder ist der Verkauf von H20-Chips an China ein nationales Sicherheitsrisiko - in diesem Fall sollten wir es gar nicht erst tun. Oder es ist kein nationales Sicherheitsrisiko - warum erheben wir dann diese zusätzliche Abgabe auf den Verkauf?“ Alasdair Phillips-Robins, ein ehemaliger Berater im Handelsministerium unter Präsident Joe Biden, sagte, der Bericht deute darauf hin, dass die Regierung „den Schutz der nationalen Sicherheit gegen Einnahmen für das Finanzministerium eintauscht“.