Vor dem Hintergrund des Zollstreits mit der Regierung von US-Präsident Donald Trump reist EU-Handelskommissar Maroš Šefčovič am Montagnachmittag nach Washington. Šefčovič werde am Dienstag US-Handelsminister Howard Lutnick und Trumps Handelsbeauftragten Jamieson Greer treffen, teilte eine Sprecherin der EU-Kommission am Montag mit. Der Besuch sei „eine Fortsetzung unserer Zusammenarbeit mit der US-Regierung“, erklärte sie.

Mitte März waren Trumps Zölle in Höhe von 25 Prozent auf Stahl- und Aluminiumprodukte in Kraft getreten. Es sind die ersten Zölle seiner zweiten Amtszeit, von denen die EU und ihre Mitgliedsländer direkt betroffen sind. Die Kommission reagierte umgehend mit der Ankündigung mehrerer Gegenzölle ab dem 1. April, verschob die Aufschläge in der vergangenen Woche aber um zwei Wochen.

Weitere Beratungen über Gegenzölle

Der Aufschub verschaffe der Kommission „zusätzliche Zeit für Gespräche mit der US-Regierung“, hatte ein Sprecher das Vorgehen begründet. Brüssel will zudem mit den EU-Mitgliedsländern über weitere mögliche Gegenzölle beraten. Geplant sind derzeit Aufschläge auf Jeans, Whiskey oder Motorräder, wie sie bereits in Trumps erster Amtszeit eingeführt worden waren. Zudem erwägt die Kommission, zusätzliche Zölle auf Stahl- und Aluminiumprodukte sowie weitere Textil- und Lederwaren, Rindfleisch und Zucker.

Ein Grund für die Verschiebung dürfte allerdings auch Trumps Androhung von Zöllen in Höhe von 200 Prozent auf alkoholische Getränke wie Wein und Champagner sein. Besonders getroffen davon würden Weinbauern und Hersteller von Spirituosen wie Cognac. Aus EU-Kreisen hieß es, Frankreich, Spanien und Italien hätten die EU-Kommission dazu gedrängt, die EU-Zölle zu verschieben.

Trump könnte geplante Zölle verschieben

Die US-Aufschläge betreffen laut EU-Berechnungen Exporte im Wert von 28 Milliarden Dollar (26 Milliarden Euro). Die Gegenzölle sollen bei US-Produkten im selben Umfang greifen. Trump hat für den 2. April zudem weitere Zölle angekündigt, die auch die EU betreffen dürften. Laut Berichten von „Wall Street Journal“ und der Finanznachrichtenagentur „Bloomberg“ dürfte Trump darauf vorerst aber verzichten, zumindest für bestimmte Branchen.

In Europa fürchtet zum Beispiel die Autobranche neue Zölle der USA. Auch Halbleiter- und Pharma-Betriebe könnte es treffen. Trump will ab April „reziproke“ Zölle einführen, also Unterschiede bei der Erhebung von Zöllen ausmerzen. In den USA hatten sich die drei größten US-Automobilhersteller aber schon gegen sektorspezifische Belastungen gestellt.