Sie galt gewissermaßen als fixer Streichkandidat, Ende der Woche wurde die Bildungskarenz in ihrer bisherigen Form von der neuen ÖVP-SPÖ-NEOS-Bundesregierung endgültig beerdigt. Und zwar mit einem im Nationalrat eingebrachten Abänderungsantrag. Die Abschaffung wird zum einen mit der drängenden Budgetsanierung, aber auch mit zunehmend mangelnder Treffsicherheit begründet.

Was bedeutet das Aus nun konkret? Ab April gibt es kein Weiterbildungsgeld und kein Bildungsteilzeitgeld. Für Bildungskarenzen, die bis 31. März begonnen haben oder bis 28. Februar vereinbart und spätestens am 31. Mai beginnen, gibt es eine Übergangsregelung. Eine Bildungskarenz oder -teilzeit ohne Geldbezüge kann weiterhin zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern vereinbart werden.

Geht es nach der neuen Koalition, soll dann ab dem 1. Jänner 2026 eine Nachfolgeregelung in Kraft treten, „die gezielt auf den Fachkräftebedarf des Wirtschaftsstandorts ausgerichtet ist“, wie der neue Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP) erklärt. Die wolle man gemeinsam mit den Sozialpartnern entwickeln.

Kosten seit 2019 fast verdreifacht

Die Bildungskarenz inklusive Sozialversicherungsbeiträgen kostete der öffentlichen Hand im Vorjahr rund 650 Millionen Euro. „Die Kosten für das Weiterbildungsgeld, das Personen während einer Bildungskarenz erhalten, haben sich in den vergangenen Jahren nahezu verdreifacht – von 236 Millionen Euro im Jahr 2019 auf rund 650 Millionen Euro im Jahr 2024“, präzisiert Hattmannsdorfer. Gleichzeitig seien zehntausende Stellen in der heimischen Wirtschaft unbesetzt geblieben. „Die Bildungskarenz erfüllte oft nicht ihren eigentlichen Zweck. Die geplante Neugestaltung setzt auf nachhaltige, gezielte Weiterbildung, die sowohl Arbeitnehmern als auch Unternehmen echten Mehrwert bringt. Fachkräfteausbildung muss im Mittelpunkt stehen, damit wir Ressourcen sinnvoll nutzen und unsere Wirtschaft stärken.“

Bildung sei entscheidend für den Wirtschaftsstandort, „aber die Bildungskarenz war für viele ein Auszeit-Modell und kein Schulungs-Modell“, so Hattmannsdorfer. Das koste wertvolle Arbeitskräfte und bringe „weder Wirtschaft noch Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern echten Mehrwert“. Daher habe man die Bildungskarenz in der bisherigen Form abgeschafft. Man wolle „stattdessen auf gezielte Qualifizierung, die wirklich Chancen schafft“ setzen, wie der Minister betont. „Die Maßnahme ist Teil eines umfassenden Reformprozesses, der sicherstellt, dass Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen künftig zielgerichtet und effizient eingesetzt werden.“