Ein tristes Bild bietet der große Parkplatz vorm Kika Klagenfurt. Der Nieselregen taucht alles in ein trauriges Grau in Grau, von dem sich die wenigen Autos und die Minus-90-Prozent-Schilder etwas verloren als Farbtupfer abheben. Während in den vergangenen Wochen oft noch die vielen Schnäppchenjäger für Leben beim letzten Kärntner Standort der insolventen Möbelhauskette gesorgt haben, ist es in den vergangenen Tagen immer ruhiger geworden. Ein Mann kommt noch mit einem Abholschein. Einzelne Kunden stöbern in großen Rollwagen mit Büchern um 50 Cent das Stück. Für die weihnachtlichen Keksausstecher in der Wühlkiste bei der Kasse interessiert sich niemand mehr. Ein Mitarbeiter putzt drei Herd-Abwasch-Kombinationen, auf denen Leihküche steht. Um 30 Euro könnte man eine erwerben.
Rot-weißes Absperrband
Viel zu holen gibt es nicht mehr. In den Regalen herrscht gähnende Leere, manche Bereiche sind mit rot-weiß-rotem Plastikband abgesperrt. Bei der Rolltreppe warten drei Sofas, im hinteren Bereich stehen einzelne Parkettmuster. Noch in Betrieb ist der Panoramalift, der sogar in Wörthersee-Filmen wie den Supernasen den einen oder anderen Gastauftritt hatte. Für die Autorin war als Kind die Fahrt mit dem Aufzug der Höhepunkt von jedem Möbelhaus-Besuch mit den Eltern. Damals der Inbegriff des Modernen, der gigantisch groß und schnell erschien. Zu diesen Zeiten war Kika noch die erste Adresse für eine neue Couch, die Küche oder Gartenmöbel. Doch so wie der Panoramalift im Laufe der Jahrzehnte an Glanz eingebüßt hat, ist es auch der Marke ergangen. Diese letzte Fahrt geht nur mehr in den ersten Stock, in den oberen Stockwerken gibt es keine Waren mehr, wie ein Schild beim Rufknopf informiert.
Auch im ersten Obergeschoß finden sich fast nur noch blitzblank geputzte Flächen. Einzelne Schreibtische der Verkäufer stehen noch an Ort und Stelle. Etwas einsam erledigen sie noch die letzten Arbeiten. Denn am 29. Jänner wird endgültig zugesperrt. Ein Mitarbeiter, der fast 40 Jahre bei Kika gearbeitet hat, kann es noch gar nicht richtig fassen. Wie geht es weiter? „Keine Ahnung, ich muss erst schauen“, sagt er. Denn die letzten Wochen seien sehr intensiv gewesen mit den Kunden, aber auch mit dem Aus- und Umräumen. Seiner Kollegin geht es nicht viel anders. Sie glaubt: „Wir werden es erst richtig fassen können, wenn wir zu Hause sitzen.“ Vorher gibt es am 30. Jänner noch eine Mitarbeiterinformation von der Arbeiterkammer.
Arbeitsstiftung
Österreichweit verlieren Ende Jänner 1350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von KikaLeiner den Job. In Kärnten sind es rund 50. In der Arbeitsmarkt-Statistik tauchen sie noch nicht auf. AMS-Chef Peter Wedenig erklärt: „Österreichweit haben sich von den Betroffenen erst 34 Personen arbeitslos gemeldet, denn bis Ende Jänner sind sie noch beschäftigt und danach sind Kündigungsfristen und Urlaube zu berücksichtigen.“ Viele Mitarbeiter sind seit Jahrzehnten bei der Möbelhauskette tätig. Für sie wird „es schwierig“ eine neue Stelle mit einem ähnlich guten Gehalt zu finden, räumt Wedenig ein. Um ihnen die Jobsuche zu erleichtern wurde eine Arbeitsstiftung eingerichtet, die eine individuelle Betreuung ermöglicht. Arbeitsstiftungen haben in Kärnten eine Erfolgsquote von 80 bis 85 Prozent. Oder wie es Wedenig ausdrückt: „Sie sind wie ein Schuhlöffel, die Mitarbeiter bequem in einen neuen Job wie in einen Schuh schlüpfen lassen.“