Es ist ein ambivalentes Bild, das die steirische Raiffeisenbank-Spitze zeichnet. Ist es am Beginn der Präsentation noch ein trübes Foto, das die konjunkturell herausfordernden Zeiten symbolisiert, strahlt auf der letzten Folie eine blühende Sommerlandschaft. Stehen soll sie – nach zwei Jahren des wirtschaftlichen Schrumpfens im Land – für die Hoffnung auf ein Wiederaufkeimen der Konjunktur.
Bei Raiffeisen sieht man sich für anstehende Investitionen jedenfalls gut aufgestellt, die Eigenmittelquote liegt in der steirischen Bankengruppe bei 26,33 Prozent. „Wir stehen Gewehr bei Fuß, dass Investitionen wieder kommen. Es muss nur die Konjunktur zulassen“, heißt es von Generaldirektor Martin Schaller.
Mit Blick auf das von den Wirtschaftsforschern prognostizierte Wirtschaftswachstum von 0,6 bis 0,7 Prozent im heurigen Jahr, zeigt sich der Bankchef betont optimistisch: „Wir werden das übertreffen und bringen gemeinsam ein Prozent Wachstum zusammen“. Dazu beitragen könnten auch abermalige Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank.
Schaller rechnet in diesem Jahr, bei ein paar Fragezeichen rund um die wirtschaftlichen Auswirkungen der Präsidentschaft Donald Trumps, mit „vier weiteren Zinsschritten um je 0,25 Prozentpunkte“. Was im kurzfristigen Bereich dann am Ende des Jahres Zinsen rund um zwei Prozent bringen könnte.
KIM: „Jeder wartet darauf, dass sie endlich weg ist“
Überzeugt davon, dass „die Investitionslaune im zweiten Halbjahr steigen wird“, zeigt sich auch der für den Markt zuständige Vorstandsdirektor Rainer Stelzer. So würden sinkende Zinsen im Zusammenspiel mit steigenden Löhnen und stabilen Immobilienpreisen dafür sorgen, dass „Wohnraum wieder leistbarer wird“.
Nicht zuletzt glaubt man bei der Bank, dass das Auslaufen der KIM-Verordnung Mitte des Jahres die Nachfrage nach privaten Wohnbaukrediten wieder beflügeln könnte. „Zurzeit wartet jeder darauf, dass sie endlich weg ist“, blickt Martin Schaller in Richtung der Verordnung, die Banken genaue Vergabestandards vorschreibt.
Nach welchen Kriterien man bei Raiffeisen ab Sommer Kredite vergeben will? „Es gelten weiterhin gewisse Kriterien, aber die Vergabe ist nicht mehr so starr. Wir können an gewissen Schrauben drehen, bleiben aber seriös“, sagt Schaller und verweist auf die Vor-KIM-Zeiten. „Auch da hatten wir praktisch keine Kreditausfälle bei den Privaten“. Bei Firmenkunden sah man laut Rainer Stelzer zuletzt „leicht nachlassende Bonitäten“, auf die die Bank mit erhöhten Risikovorsorgen reagierte. „Der Export schwächelt“, sagt Stelzer. Dafür laufe es beispielsweise „im steirischen Tourismus sehr gut“.
Bankenabgabe „absolut kontraproduktiv“
Von einer, vor allem von der SPÖ zuletzt aufs politische Parkett gebrachten, Sonderabgabe der Banken zur Budgetsanierung hält Martin Schaller naturgemäß nichts. Eine „zusätzliche Bankensteuer“ sei „absolut kontraproduktiv für die wirtschaftliche Entwicklung“. Außerdem erinnert Schaller, dass die zuletzt sehr profitablen Banken „in den leidigen Jahren der Null- und Negativzinspolitik nur unterdurchschnittliche Erträge erwirtschafteten“.
Dass die Sonderabgabe vorerst ohnehin vom Tisch scheint, hat indes wohl federführend mit der ÖVP zu tun. Denn FPÖ-Chef Herbert Kickl forderte noch im August 2023, dass „Banken im Sinne der Fairness endlich zur Kasse gebeten werden!“ Diese würden nämlich „durch EZB-Zinspolitik das Geschäft ihres Lebens“ machen. Gemeinsam mit Finanzsprecher Hubert Fuchs machte sich Kickl in der Vergangenheit für eine „Übergewinnsteuer“ ebenso stark wie für die „Anhebung der 2016 unter SPÖ und ÖVP abgesenkten Bankenabgabe“. Vorerst ist davon keine Rede mehr.