Nachdem die OMV am Mittwoch mit sofortiger Wirkung den bis 2040 laufenden Gasliefervertrag mit der russischen Gazprom gekündigt hat, wird in Österreich intensiv über mögliche Folgen auf Preise und Verfügbarkeit diskutiert. „Wir verlassen uns nicht mehr auf einen einzigen Lieferanten“, argumentierte OMV-Chef Alfred Stern am Donnerstag die Vertragskündigung. Die Auswirkungen werden vorerst als gering eingeschätzt. Das betonte am Donnerstagabend auch der Vorstand des Energieregulators E-Control, Wolfgang Urbantschitsch in der ZiB2. Auf die Gasversorgung in Österreich habe die nunmehr erfolgte Vertragskündigung „keine Auswirkungen“. Seit zwei Jahren haben die heimischen Gasversorger auf eine Diversifizierung ihrer Bezugsquellen gesetzt, daher sei man dafür gerüstet, so Urbantschitsch. Gas komme etwa – durch die OMV – aus Norwegen. Es werde aber beispielsweise auch sogenanntes LNG-Gas (Flüssiggas) aus den USA oder Katar in das europäische Pipeline-Netz eingespeist. „Wir sind nicht mehr von russischem Gas abhängig.“

Die Versorgung sei auch dann nicht gefährdet, wenn ab 1. Jänner kein Gas mehr durch die Ukraine in den Westen fließt, weil der Gastransitvertrag mit Russland auslaufe, „wenn es so sein sollte und die Zeichen sehen sehr danach aus, dann bedeutet das nicht, dass überhaupt kein russisches Gas mehr in Europa zur Verfügung steht, weil es auch andere Pipelineverbindungen gibt“, so Urbantschitsch. Aber man sei auch für diesen Ausfall der Transitleistungen durch die Ukraine gerüstet. Österreich habe etwa um vier Milliarden Euro eine strategische Gasreserve aufgebaut. „Auch die Versorgungsunternehmen haben vorgesorgt, um Gas auch aus anderen, nicht-russischen Quellen, zu beziehen.“ Die Pläne seien auch der E-Control vorgelegt worden, „wir haben uns das angesehen, für uns ist das nachvollziehbar, dass nun eine Diversifizierung erfolgt ist“. Österreich sei auch dann gut mit Gas versorgt.

Wird Gas dadurch nicht teurer? „Die Geschichte vom günstigen russischen Gas gehört der Vergangenheit an“, so Urbantschitsch, das sei auch in den vergangenen Jahren auf den europäischen Gashandelsplätzen gehandelt worden, zudem müsse man auch das Risiko von Lieferunterbrechungen einkalkulieren.

Österreich könne sich gut aus den Nachbarstaaten versorgen. Ein Hindernis sei noch die deutsche Gasspeicherumlage, die Deutschland derzeit noch für Exporte aus anderen Staaten verrechne. Urbantschitsch zeigt sich aber „sehr zuversichtlich“, dass diese in den nächsten Wochen wegfallen werde.

Was kommt auf Haushalte zu, wird Gas teurer. Positiv sei, dass nicht die Preisspitzen aus dem Jahr 2022 eingetreten seien, obwohl jetzt der OMV-Gazprom-Vertrag gekündigt wurde und der Ukraine-Transitvertrag wohl mit Jahresende auslaufe. Die Preise seien stabil geblieben, wenngleich zuletzt auf einem höheren Niveau, „aber wir haben keine Preisspitzen gesehen“. Für Endkundinnen und Endkunden gebe es auch jetzt noch die Möglichkeit, „gute Verträge abzuschließen“. Urbantschitsch verweist auf den hauseigenen Tarifkalkulator der E-Control (e-control.at/tk) – wenn man dort nachschaue, zeige sich, dass der derzeit günstigste Anbieter einen Preis von 4,5 Cent je Kilowattstunde anbiete, das gehe auf fünf bis 5,5 Cent hinauf – „das ist eigentlich ein sehr guter Preis“. Es gebe also die Möglichkeit den Lieferanten zu wechseln „und sich im Übrigen den Preis auf ein Jahr garantieren zu lassen“, so Urbantschitsch.

„Weniger als zwei Prozent der gesamten Mengen in Europa“

Auch die OMV erwartet nicht, dass durch die Kündigung die Gaspreise steigen. „Wichtig ist hier festzuhalten, dass die Vertragsmengen, die wir mit Gazprom hatten, weniger als zwei Prozent der gesamten Mengen in Europa ausmachen“, so Stern im Ö1-Mittagsjournal. Das Plus an den Großhandelsmärkten seit Oktober begründete er mit erhöhter Nachfrage aufgrund des Beginns der Heizsaison.

Weder bei den Gasflüssen noch bei den Preisen habe man kurzfristig Veränderungen gesehen, sagte auch E-Control-Co-Vorstand Alfons Haber am Donnerstag zur APA. „Wir haben Gaslieferungen wie nach dem 16. November in Österreich“, sagte der Vorstand der Energie-Regulierungsbehörde. „Wir gehen davon aus, dass die Auswirkungen auf den Markt gering sind.“ Ab dem 1. Jänner 2025, wenn der Gastransit-Vertrag zwischen der Ukraine und der russischen Gazprom ausläuft, werde die Lage neu zu bewerten sein.