„Wenn einer in Wertpapiere investiert, heißt es, er sei ein Zocker, wenn er einen Lottoschein kauft, sagt niemand etwas“: Für Bettina Fuhrmann, Leiterin des Instituts für Wirtschaftspädagogik an der Wirtschaftsuniversität Wien, ein typischer Ausdruck der vielen Vorurteile und Vorbehalte in unserer Gesellschaft gegenüber Geld. Finanzbildung kommt im Allgemeinen zu kurz, es sei „ein Bohren harter Bretter“, so Fuhrmann beim Wirtschaftstalk der Kleinen Zeitung im Hotel Moser-Verdino in Klagenfurt vor rund 50 geladenen Gästen aus der Kärntner Wirtschaft.
Ziel müsse es sein, finanzielle Gesundheit bzw. finanzielles Wohlergehen zu erreichen. Oder, auf den Punkt gebracht: „Dass es sich Ende des Monats ausgeht und ich Reserven aufbaue, um bei einem finanziellen Schock nicht aus der Bahn geworfen zu werden.“ Zehn bis 15 Prozent der Österreicher hätten keinen solchen Polster, jeder Dritte gibt an, keinen Überblick über seine Finanzen zu haben.
„Keine höhere Mathematik“
„Viele glauben, für langfristige Veranlagungen braucht es hohe Beträge“, räumt Fuhrmann mit einem Vorurteil auf. „Dadurch bleibt viel finanzielles Potenzial ungenutzt. Ich muss versuchen, aus dem, was ich habe, das Beste zu machen.“ Dabei brauche es im Finanziellen ein Basiswissen über Prinzipien und Produkte, „höhere Mathematik ist nicht notwendig“, sagt die Wirtschaftspädagogin. Wichtig wäre es, den Umgang mit Geld schon in der Schule zu lehren. „Ein eigenes Fach wäre der Königsweg“, so Fuhrmann.
„Bitcoin ist hochspekulativ“
Von Kryptowährungen wie Bitcoin hält sie wenig: „Diese sind hochspekulativ und kein Zahlungsmittel.“ Hinter Bitcoin & Co. stehe „kein realer Wert“, keine Wirtschaftsleistung eines Landes, wie beim Euro oder Dollar. Bitcoin werden zudem unter enormem Energieaufwand erzeugt, „das ist ein echter Wahnsinn“, sagt Fuhrmann. Und sie warnt: „Derzeit könnte sich gerade eine Riesenblase bilden. Es ist besser, man ist nicht dabei, wenn sie platzt.“ An einen Kauf von Bitcoin sollten nur jene denken, die ihr überschüssiges Geld alternativ ins Casino tragen.
„Männer sind generell risikofreudiger“
Zum Unterschied zwischen Männern und Frauen in Sachen finanzieller Gesundheit meint Fuhrmann, Männer seien generell risikofreudiger als Frauen, das sei gut und schlecht gleichermaßen. Männer fielen etwa viel häufiger auf Finanzbetrüger herein als Frauen. Andererseits könne Risikoaversion auch Geld kosten: „Wenn man sich gar nichts traut, lässt man Rendite und Karrierechancen liegen. Risikoaversion kann zum Hemmschuh werden“, warnt sie. Für Frauen brauche es „viele veränderte Muster und Ermutigungen“. Ihrer Mutter verdankt Fuhrmann das denken in Opportunitätskosten: „Gibst Du dein Geld für A aus, kannst du es nicht für B ausgeben“, lautete eine Erkenntnis. Eine weitere: „Der Beruf bleibt einem.“ Was zum launigen Fazit führt: „In Wahrheit gibt es zwei große Risiken im Leben: die Berufswahl und die Partnerwahl.“
Unter den Gästen waren unter anderem Ferdinand Bucher, Landesdirektor der Wiener Städtischen Versicherung, der Präsident der Rechtsanwaltskammer Bernhard Fink, Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte Martina Gabriel, Bürgermeisterin Silvia Häusl-Benz, Babeg-Chef Markus Hornböck, Petra Jaritz (JetMarine), Günther Kollitsch (Kollitsch Bau), IV-Geschäftsführerin Claudia Mischensky, Unternehmer Otmar Petschnig, Sonja Steger (Kärntner Landesversicherung) und Monika Kanatschnig (Hill International). Kleine Zeitung-Chefredakteur Wolfgang Fercher und Geschäftsleiter Oliver Bergauer führten durch den Wirtschaftstalk.