Nicht nur der Einzelhandel steht durch gestiegene Kosten und rückläufigen Konsum samt Trend zum Einkauf bei Online-Riesen unter Druck. Auch die Innenstädte leiden mit, wie Vertreter der Handelssparte und des Stadtmarketings bei einer gemeinsamen Tagung am Freitag festhielten.
„Die großen Ketten weichen und sie werden nicht wieder in die Innenstädte kommen. Viele Flächen in den Innenstädten bleiben zurück“, warnte Inga Horny, Präsidentin des Stadtmarketings Austria und Geschäftsführerin des Stadtmarketings Klagenfurt (Klamag). Dort sei es bislang gelungen, die Leerstände zwischen 90 und 100 Flächen konstant zu halten.
Innenstadt-Besuch soll sich lohnen
„Die Annahme, dass Innenstädte von allein funktionieren, muss ad acta gelegt werden. Notwendig sind Kümmerer, die aber die entsprechenden Ressourcen brauchen“, betonte Nikolaus Gstättner, Geschäftsführer der Sparte Handel in der Wirtschaftskammer. Jedes Einkaufszentrum sei hier mit der verpflichteten Werbeabgabe im Vorteil. Spartenobmann Raimund Haberl fügte hinzu, dass es kein Patentrezept für ganz Kärnten gebe. Deutlich macht den Handlungsbedarf eine Auftragsstudie, die einen dramatischen Kaufkraftabfluss, etwa aus Klagenfurt, zeigt: Der Online-Handel hat demnach um 517 Prozent zugelegt. Haberl: „Wir wollen die Zusammenarbeit mit allen Werbegemeinschaften vertiefen.“
Um dabei von bereits erfolgreichen Initiativen zu profitieren, holte Trend- und Innovationsforscher Lukas Rössler Vertreter von vier Vorzeigebeispielen aus Österreich und Deutschland zu dem Treffen nach Velden. Er sieht nicht nur mit Blick auf die jüngeren Generationen eine zentrale Frage, die durch die Konzepte beantwortet werden soll: „Warum soll ich in die Innenstadt gehen?“
Online Anreize schaffen
Wichtige Anreize dafür würden regionale Online-Plattformen und App-Lösungen bieten. „Das gescheiterte Kaufhaus Österreich war zu global gedacht und ließ die Regionalität vermissen. Es geht darum, diese Idee auf die Bezirke und Städte herunterzubrechen. Neben Einkaufsmöglichkeiten sollten auch die Gastronomie und Services wie ein Eventkalender integriert werden“, so Rössler. Online sei nicht der Feind der Innenstädte, sondern die Chance, die Frequenz zu steigern.
Diese Erfahrung bestätigte auch Pierre Bechler vom Stadtmarketing Villach: „Mit dem City-Bonus und der Cities-App, quasi ein Facebook für Villach, schaffen wir es, die Kundenbindung zu fördern und das Zentrum zu beleben.“
Angesprochen auf die nicht nur finanziell unklare Situation des Stadtmarketings in Klagenfurt, meinte Klamag-Chefin Horny: „Zur Strukturreform kann ich nichts sagen. Diese ist noch nicht bis zu mir vorgedrungen.“ Man könne entweder eine Event- oder eine Digitalisierungsorganisation sein. Sie selbst trete dafür ein, sich mehr in Richtung Stadtmanagement zu bewegen, was etwa am Beispiel Kardinalviertel bereits gut gelinge.