Der Chef von Österreichs größtem Stromversorger Verbund, Michael Strugl, erwartet auch in Zukunft nicht, dass die Strompreise wieder auf das Niveau vor der Energiekrise sinken. „Aus der heutigen Sicht gehen die Strompreise nach unten, es gibt aber auch Elemente auf der Stromrechnung, die vermutlich steigen werden“, sagte er in der ORF-Sendung Report und verwies dabei auf die Netztarife und die Systemkosten. Beides werde im Zuge der Energiewende steigen.

„Man soll nicht so tun, als wäre dieser grüne Strom billig oder gratis, weil Sonne und Wind keine Rechnung schicken“, sagte Strugl. Denn obwohl mit dem Ausbau der Erneuerbaren immer mehr grüner Strom produziert werden kann und dadurch auch die Preise sinken, steigen gleichzeitig die Systemkosten. Die Erzeugung aus Erneuerbaren schwankt je nach Wolkenlage und Windverhältnissen, das mache Eingriffe ins Stromnetz immer häufiger notwendig. Solche Eingriffe bezeichnet man als Redispatch-Maßnahmen, die Kosten dafür seien beträchtlich. „Das waren im letzten Jahr über 140 Millionen Euro, das müssen die Stromkunden bezahlen“, so der Verbund-Chef.

Großhandelspreise für Strom fallen weiter

Ein weiter Kostenfaktor der Energiewende ist der notwendige massive Ausbau der Netze. „Diese Dekarbonisierung und der Umbau des Systems kostet“, sagte Strugl. In den kommenden Jahren müssen demnach 60 Milliarden Euro investiert werden, „das wird man einfach auch spüren“. Die Großhandelspreise für Strom fallen unterdessen weiter. Im Februar sinkt der Österreichische

Strompreisindex (ÖSPI) im Vergleich zum Vormonat Jänner um rund elf Prozent, gegenüber dem Februar des Vorjahres liegt er um 53,7 Prozent niedriger, teilte die Österreichische Energieagentur am Mittwoch mit. Der ÖSPI bildet die Entwicklung der Marktpreise für den Großhandel ab. Aufschluss über die Entwicklung der Haushaltspreise gibt der Index nur bedingt, denn Energieanbieter können sinkende Großhandelspreise nur verzögert weitergeben.

Um Versorgungssicherheit zu gewährleisten, werde im Voraus beschafft, „das heißt die Preiserhöhungen werden nicht in vollem Umfang und später weitergegeben, aber auch die Preissenkungen dauern länger“, erklärte Strugl.