Ohne den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln ist im Wein- und Obstbau längst kein Wirtschaften mehr möglich. Das Problem dabei: Beim Sprühen werden die Mittel verweht, der Schwund ist enorm, Nachbarflächen (die auch biologisch angebaut sein können) leiden mitunter unter dem chemischen Zusatz. Genau diesem Umstand - vor allem in steilen Lagen - widmete Karl Lind (79), der ehemalige Direktor der Obstbaufachschule Wetzawinkel, die letzten Jahre. Gemeinsam mit Sohn Christoph (49), Tochter Regina (41) und Schwiegersohn Reinhard (44) entwickelten sie ein Produkt, das den Weinbau revolutionieren könnte.

Präsentation des Rebenschirms in der Weinbauschule Silberberg
Präsentation des Rebenschirms in der Weinbauschule Silberberg © KK

"Die letzten Jahre waren eine unglaublich aufregende Zeit. Wir haben rund 20 Prototypen gebaut, getüftelt und gebastelt", resümiert Regina Lind, die mit ihrem Unternehmen OWT GmbH & Co KG die Produktentwicklung unterstützt. Und heuer klappte es: Nach einer erfolgreichen Vorführung in der Weinbaufachschule Silberberg und der Auszeichnung "AustroVin Award" bei der Weinbaumesse in Tulln geht der "Rebenschirm" in Serie. Fünf Stück werden derzeit produziert.

So wird der Rebemnschirm transportiert
So wird der Rebemnschirm transportiert © KK

Spart Zeit und Abgase

"Wir haben uns dazu mit der oberösterreichischen Firma Jessernigg zusammengetan, die unser Zusatzgerät baut und vertreibt." Doch was ist der Rebenschirm eigentlich? "Es handelt sich dabei um ein System, das ähnlich funktioniert wie eine Hüpfburg", erklärt Lind. "Es ist ein Zusatzgerät, das auf alle Sprühgeräte sämtlicher Marken und Typen aufgesetzt werden kann. Die Luftpolster vermeiden das Abdriften der Sprühsubstanzen, saugen sie gleichzeitig auf und recyclen sie auf diese Weise." Die Vorteile liegen also auf der Hand: Der Aufwand an Spritzmitteln wird drastisch reduziert, und dadurch, dass das Gerät leicht zu wenden ist und auch zwei Rebzeilen auf einmal zu bearbeiten vermag, spart man obendrein noch Zeit, Kraftstoff und Abgase.

Der Rebenschirm im Einsatz
Der Rebenschirm im Einsatz © KK

"Die großen Probleme der letzten Jahre waren: Das Gerät muss leicht sein und es muss auf den steilen Hängen unserer kleinen Weingärten zu handhaben sein, all dies ist nun gelöst", freut sich Regina Lind, die mit ihrem Mann Reinhard in Stallhofen eine Landwirtschaft betreibt. Auch dabei zeigt die Familie übrigens Kreativität: Denn neben Ackerbau und Forstwirtschaft liegt ihr Fokus auf "Steirer Nachos", eine kulinarische Entwicklung, die während der Corona-Zeit entstand.

Ultraleichtvariante

Zurück zum Rebenschirm: Er wurde von Weinbauern in Niederösterreich, Wien und dem Burgenland bereits angekauft. Jetzt bleibt abzuwarten, wie deren Rückmeldungen lauten. Lind ist aber überzeugt davon, dass der Rebenschirm sich durchsetzen wird, "weil er überzeugend viele Vorteile mit sich bringt und leicht zu handhaben ist". Das bestätigen mehrere Betriebsleiter, bei denen der Rebenschirm eingesetzt wurde.

Doch es geht weiter, zwei neue Ideen stehen bereits im Raum. "Wir arbeiten intensiv an einer Ultraleichtvariante, die auch für den Obstbau anwendbar ist", lacht Lind. Aber das ist dann eine andere Geschichte.