"Hop, hop, hop", "Geht schon, Agnes", "Kerstin, Gas, Gas, Gas" - das laute Rufen und Klatschen von Birgit Zottler ist schon von weitem zu hören. Sie feuert ihre Athletinnen und Athleten an. Denn heute wird am Firmengelände von Holzhandel Posch zwischen Strallegg und Ratten in die Pedale getreten.
Das "Inklusionsteam Joglland" hat sich zum Training versammelt. In Reih und Glied stehen nicht nur die Radlerinnen und Radler, sondern auch die orange leuchtenden Hütchen. Diese gilt es jetzt möglichst rasch, vor allem aber möglichst genau mit dem Fahrrad zu umkreisen.
Als Nächstes ist Agnes Zenz an der Reihe. Die 27-jährige Pöllauerin ist seit einigen Jahren Mitglied des Inklusionsteam Joglland. Der Verein bietet unterschiedlichste Sportangebote für Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung. "Radfahren macht mir besonders Spaß", erzählt sie, während sie Schwung holt. In Schlangenlinien lässt sie ein Hütchen nach dem anderen hinter sich.
7000 Athletinnen aus 190 Nationen
Jetzt ist Kerstin Holzer dran. Die 26-Jährige schwingt sich auf den Sattel. Konzentriert steuert die Vorauerin ihr Mountainbike an den Hütchen vorbei. "Das machst du sehr gut", feuert sie Trainer Christoph Wurm an. "Man sieht, das Training zeigt Wirkung." Regelmäßig wird am Gelände der Firma Posch trainiert. Heute allerdings besonders intensiv, denn schließlich stehen die Olympischen Sommerspiele an. Von 17. bis 25. Juni finden die in Berlin statt - mit dabei sind auch die Inklusionsteam-Athletinnen Agnes Zenz und Kerstin Holzer.
Als zwei von insgesamt 7000 Athletinnen aus 190 Nationen vertreten die beiden Sportlerinnen Österreich beim Radfahren. Bewältigt werden müssen ein und zwei Kilometer. "Das ist schon total cool. Aber wir müssen ordentlich Gas geben und trainieren", sind sich Zenz und Holzer einig.
Berliner Luft riecht nach Olympia
Stolz auf die Sportlerinnen ist nicht nur das ganze Inklusionsteam, sondern auch Trainerin Birgit Zottler. Sie wird ihre Sportlerinnen nach Berlin begleiten. Auch die Stralleggerin schnuppert zum ersten Mal olympische Luft. Die Weltspiele stellen für sie ein echtes Highlight. "Aber für uns sind auch die kleineren regionalen Veranstaltungen wichtig, wo Inklusion spürbar ist", erklärt Zottler, die hauptberuflich in der Sobeges-Birkfeld als Betreuerin arbeitet.
Jetzt gibt sie allerdings die Cheerleaderin und feuert die Athletinnen an. Holzer und Zenz haben sich inzwischen von den Hütchen verabschiedet und sind in den Rennmodus gewechselt, mit viel Tempo umrunden sie das Firmenareal. Wurm stoppt die Zeit. "Sehr gut, ihr seid schon viel schneller geworden", lobt der Trainer.
Inklusionsteam lädt im September zum Rennen
2017 rief er gemeinsam mit Birgit Zottler das Inklusionsteam Joglland ins Leben. "Der Verein bietet ein tolles sportliches Miteinander, wo jeder mit seinen Möglichkeiten und Stärken Sport betreiben kann", sagt sie. Am 23. September organisiert man ein eigenes Radrennen am Gelände der Firma Posch. Bevor es allerdings soweit ist, haben die Athletinnen im Herzen Berlins, ihren großen Auftritt - auf der "Straße des 17. Juni" finden die Radrennen statt.
Und worauf freuen sich die beiden Radsportlerinnen am meisten? "Auf das Radfahren, auf die anderen Teilnehmer, auf die Stadt und die Kultur", sind sich Zenz und Holzer einig. "Und natürlich auf die Party und das Tanzen danach. Das wird sicherlich ein ganz tolles, buntes Fest."