Ohne Helm und festes Schuhwerk kommt man nicht in die Nähe eines Steinbruchs. Staub und Schmutz dürfen einem nichts ausmachen und auch die Höhe muss einen kaltlassen. Denn steht man am "Gipfel" des Steinbruches der Firma Marko in Naas, direkt vor der Weizklamm, befindet man sich 777 Meter über dem Meeresspiegel. Ist man hier etwa als Fahrerin eines Muldenkippers oder als Sprengbeauftragter tätig, muss man einiges aushalten.

Ein bis zweimal pro Woche wird hier neues Material aus dem Steinbruch gesprengt. Im Blick hat die Sprengungen Christian Paulitsch. Er ist der technische Leiter der vier Betriebe (Marko, Christandl, Wiedrich, Friesenbichler), die von den beiden Brüdern Dieter und Josef Christandl geführt werden. Für ihn sind die Warnsignale, die man vor jeder Sprengung hört, Alltag. Der laute Knall ebenso. Bei den Sprengungen sitzt er für gewöhnlich in seinem steinschlagsicheren Büro, am Donnerstagvormittag macht er eine Ausnahme.

Rund 6000 Tonnen Kalkstein gesprengt

Er schlendert über den steinigen Weg: "Hier muss man aufpassen. Da hat unser Sprengbefugter die Zündleitung gelegt." Paulitsch zeigt auf den Boden, eine rote Schnur erstreckt sich entlang des Weges. Verfolgt man den Faden, verläuft er weiter über die Wände des Steinbruches, bis man an der Spitze des Bruches, dort, wo der Wald beginnt, einen Mitarbeiter entdeckt: "Das ist der Sprengbefugte. Er hat schon alles vorbereitet. Um 11 Uhr legen wir los", sagt Paulitsch. Es geht zurück ins Auto und auf die andere Seite des Bruches – wird gesprengt, muss man sich in Sicherheit wissen. Kurz vor 11 Uhr erklingt dann plötzlich das Signal: "Beim ersten Sprengsignal müssen die Mitarbeiter Deckung aufsuchen, beim zweiten Signal erklingen zwei kurze Töne. Das heißt, dass jetzt gesprengt wird", erklärt der technische Leiter. Das dritte Signal ertönt, wenn die Sprengung nach Plan umgesetzt wurde.

Große Steine müssen mit großen Schaufeln befördert werden
Große Steine müssen mit großen Schaufeln befördert werden © Julia Kammerer

Aufgrund der Sperre füllt sich die Straße langsam mit Autos und dann ertönt das Signal. Kurz darauf sieht man auf der anderen Seite des Steinbruches eine Staubwolke, der Knall ist erst ein paar Sekunden später zu hören. Die Wolke breitet sich aus, kurz sieht man das Gestein fliegen, danach wird es von Staub und Schmutz überschattet. Der Schall ist selbst auf der anderen Seite des Berges zu spüren und so schnell die Steine flogen, ist die Sprengung vorbei und der dritte und letzte Ton ist zu hören.

Die Straßensperre wird nach knappen zehn Minuten wieder aufgehoben und die Lkw fahren wieder auf den Platz. Für rund 20 Jahre kann im Steinbruch Marko noch Material abgebaut werden. "Es gibt natürlich behördlich vorgeschriebene Grenzen. Wir müssten dann bei der Montanbehörde ansuchen, sollten wir den Steinbruch erweitern wollen", sagt Paulitsch. Das sei in naher Zukunft aber nicht geplant. Am vergangenen Donnerstag wurden rund 6000 Tonnen Kalkstein durch die Sprengung gewonnen. Mit einem Muldenkipper wird das Material ins Tal des Bruches transportiert und dort weiterverarbeitet und sortiert.