Mit diesem heftigen Unwetter hatten wohl viele nicht gerechnet – auch für Rainer Gesslbauer, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr in Ratten, kam es „überraschend“. Sonntag gegen 16 Uhr regnete und hagelte es stark im Weizer Oberland. In kurzer Zeit traten die Feistritz und weitere Zubringerbäche wie der Hirschbach und der Keuchgrabenbach über die Ufer. Straßen und Keller wurden überflutet, ein Auto mitgerissen.

Sonntagnachmittag traf es vor allem das Weizer Oberland hart ...

Besonders tragisch war ein Unfall auf der „Alm“ bei Ratten. Der Landwirt presste auf einer abschüssigen Wiese Ballen. Im Regen rutschte der Traktor dann rund 250 Meter ab. Im Bereich eines Wasserbeckens verhakte sich das Fahrzeug, überschlug sich und kam gemeinsam mit der Ballenpresse zum Stillstand, heißt es von der Polizei.

Der 32-jährige Landwirt wurde schwer verletzt. Er konnte sich selbst befreien und schaffte es noch zu seinem Wohnhaus. Dort wurde er notärztlich versorgt und dann ins LKH Graz eingeliefert.

Rainer Gesslbauer, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Ratten
Rainer Gesslbauer, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Ratten © FF Ratten

„Einige Keller und Häuser wurden überflutet, wir waren bis spät in die Nacht im Einsatz“, schilderte Rainer Gesslbauer Montagvormittag. „Eine Heizung wurde stark beschädigt, auch ein Auto und ein Motorrad sind davon geschwommen.“

Das letzte ähnlich schwere Unwetter gab es laut Gesslbauer vor fünf Jahren. Auch Bürgermeister Thomas Heim berichtet von „überfluteten Kellern, Vermurungen, teilweise weggerissenen Hofzufahrten, mitgerissenen Autos, Geräte, über die Ufer tretende Flüsse und Bäche, zerstörte Wiesenflächen und überflutete Straßen.“

„Die Hagelkörner lagen 20 Zentimeter hoch“

„Wir hatten 116 Liter Wasser auf einem Quadratmeter binnen 40 Minuten, die Hagelkörner lagen 20 Zentimeter hoch. Das war massiv, es war heftiger als im Jahr 2020“, schilderte Horst Weghofer, Feuerwehrchef in St. Kathrein am Hauenstein. „Auch viele von den älteren Kollegen haben so etwas noch nicht gesehen.“

Horst Weghofer, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr St. Kathrein am Hauenstein
Horst Weghofer, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr St. Kathrein am Hauenstein © Freiwilligen Feuerwehr St. Kathrein am Hauenstein

Glück im Unglück hatte eine Frau: Ihr Auto wurde bei St. Kathrein am Hauenstein überflutet, sie konnte sich aber unverletzt aus dem Fahrzeug befreien. Muren gingen ab, Keller wurden überflutet, Bäche traten über die Ufer. Auf der Bundesstraße standen zahlreiche Autos im Stau.

Schwere Unwetter am Sonntag in der Steiermark!

Beim Stahlbauunternehmen Markus Horn im Ortszentrum riss der Hirschbach einen Metallsteg mit. „Der ist wahrscheinlich schon Richtung Birkfeld unterwegs“, konnte Unternehmer Markus Horn Montagvormittag wieder scherzen.

Unternehmer Markus Horn
Unternehmer Markus Horn © KLZ / Thomas Wieser;,

Und er ist dankbar: „Der Firma ist nichts passiert. Das Bachbett davor wurde 2020 ausgebaut, das hat sich nun komplett bewährt. Dass der Hirschbach so groß ist, habe ich noch nie erlebt.“ Ein Glück auch: „Nur ein paar Zentimeter mehr und auch das Rüsthaus wäre unter Wasser gestanden“, sagt Kommandant Horst Weghofer.

Wetterberuhigung am Mittwoch

Im Einsatz waren am Sonntag knapp 100 Feuerwehrleute aus Ratten, Fischbach, Falkenstein, Strallegg, Miesenbach und St. Kathrein am Hauenstein. Die Aufräum- und Bergungsarbeiten werden noch länger dauern. „Und jetzt werden auch alle Schäden eruiert und geprüft“, so Bezirkshauptmann Heinz Schwarzbeck. Zum Katastrophengebiet musste die Region noch nicht erklärt werden.

Inzwischen hat sich die Wetterlage etwas beruhigt, gebannt ist die Gefahr aber noch nicht. Für den Nachmittag und Abend kündigen die Meteorologen bereits wieder kräftige Schauer und Gewitter in der Obersteiermark an. Schöneres Wetter soll es erst am Mittwoch geben.

Video: Wieso kommt es immer öfter zu heftigen Unwettern?