Im Frühjahr 1945 bombardierten Amerikaner kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs den Peggauer Bahnhof. Der damals sechsjährige Alois Waldhaus wurde Zeuge des Angriffs. Bis heute sieht er die Bilder vor sich. „Ich war paralysiert, es war furchtbar und sehr prägend“, erzählt der heute 85-Jährige, der mit seiner Frau in Gutenberg lebt.

In die Lurgrotte flüchtete Waldhaus damals, um Schutz vor den Bomben zu suchen. „Der Bahnhof war wenig beschädigt, aber ich habe zerfetzte Waggons und zerstreute Trümmer gesehen. Es war ein Schlachtfeld.“ Durch den Schock entwickelte er für einige Zeit eine Sprachstörung und stotterte. Sprachtrainings halfen ihm, dies wieder abzulegen.

Waldhaus‘ Kindheit war geprägt von dem Schrillen der Sirene, teilweise kam es mehrmals täglich zum Bombenalarm. „Es hat mich lange immer gerissen, wenn ich irgendwo eine Sirene gehört habe“, sagt der Zeitzeuge und erzählt von einer weiteren Episode aus seinem Leben: „Mitten in der Nacht hat mich meine Mutter gepackt und mich, noch in Decken gewickelt, hinunter in den Keller getragen. Dort haben wir uns vor den Bomben in Sicherheit gebracht.“

Geboren wurde Waldhaus am 2. August 1939 in Peggau, mit seinen Eltern lebte er in der Hufnagelfabrik, erzählt er. Sein Vater war als Sanitäter im Zweiten Weltkrieg tätig, Waldhaus wurde viel von seiner Großmutter betreut, weil seine Mutter arbeiten musste. „Sie hat die Konsumfiliale geführt, während mein Vater im Einsatz war“, erzählt er.

Gemeinsam mit seiner Cousine beobachtete Waldhaus von seinem Fenster aus, wie Flüchtende durch die Straße getrieben wurden. „Ich weiß nicht mehr genau, woher sie gekommen waren.“ Da er damals noch so jung war, sind viele Erinnerungen verblasst. Was er noch weiß? „Die Russen haben uns Kinder gemocht, sie haben uns Würste geschenkt und uns Butterbrote mit Zucker gegeben.“

„Nie Wieder!“

Nach Ende des Kriegs zogen die Eltern mit ihm nach Graz. „Es war das Paradies, kein Alarm und keine Flugzeuge mehr“, so Waldhaus, der sich immer noch gegen Krieg einsetzt. Etwa im Stück „Nie wieder“, der Wilden Alten. „Ich bin der einzige Zeitzeuge auf der Bühne, der das selbst erlebt hat.“ Andere Mitglieder wurden meist in der Nachkriegszeit geboren.

Waldhaus spielt bei den „Wilden Alten“ im Theaterstück „Nie wieder“ mit
Waldhaus spielt bei den „Wilden Alten“ im Theaterstück „Nie wieder“ mit © KLZ / Nicole Stranzl

Wenn Waldhaus heute den Fernseher einschaltet und Berichte über den Krieg sieht, geht ihm das sehr nahe. „Ich leide mit den Kriegsopfern und bin ganz fertig, wenn ich im Fernsehen die Verletzten sehe und die Kinder ...“, sagt er und spricht sich gegen Abschiebungen von Flüchtenden in ihre Heimat aus. „Wenn man sie zurückschickt, wo sollen sie wohnen? In zerbombten Häusern? Ich hab selbst erlebt, wie das ist.“