Nur mehr neun Tage bis Weihnachten. Nicht mehr viel Zeit, um den richtigen Baum zu finden. Buschig und nicht zu klein soll er sein, aber vor allem eines: nachhaltig. Daher kaufen viele Menschen ihren Baum bei heimischen Christbaumhändlern, einige sind bereits auf die nachhaltige Variante im Topf umgestiegen.

Bei Thomas Wilhelm in Tillmitsch (Bezirk Leibnitz) kann man sich jedoch ganz ohne schlechtes Gewissen einen Baum aussuchen. Denn der Gärtner vermietet Nordmanntannen im Topf. Das ist an sich nicht ungewöhnlich. Das Besondere an seinem Konzept ist, dass man sich denselben Baum auch für das nächste Weihnachtsfest wieder nach Hause holen kann.

Sprich: Man reserviert sich online einen Baum oder sucht ihn vor Ort aus, nimmt ihn selbst mit oder lässt ihn sich nach Hause liefern und nach den Feiertagen bringt man ihn wieder zu Wilhelm zurück. Im darauffolgenden Jahr geht das Ganze von vorne los. Und ja: Mit großer Wahrscheinlichkeit trägt der Baum auch im kommenden Jahr noch Nadeln. Wie Wilhelm das gelingt? Dazu später mehr.

Der grüne Gärtnerfaden

Bereits als Kind hatte der Gärtner ein kleines Glashaus, in dem er Pflanzen züchtete und seine Familie mit Kräutern und ähnlichem versorgte. Als er später eine Lehre anfangen sollte, wollte er – wenig überraschend – nicht irgendeinen Beruf erlernen. "Ich hatte genug Lehrstellen zur Auswahl. Aber gesucht haben meine Eltern und ich nach einer Lehrstelle in einer Gärtnerei", sagt der 47-Jährige.

Heute lebt Wilhelm seine Leidenschaft im Familienbetrieb, dem Gartenbau Wilhelm, aus. Sein Spezialgebiet: Nordmanntannen im Topf. Diese vermietet der ausgebildete Arborist, auch genannt Baumsachverständiger, bereits seit 14 Jahren. Hilfe beim Umtopfen, Bewässern und Transportieren erhält er von seiner Frau, ebenso eine Gärtnerin, und einer Angestellten.

In den Wurzeln liegt die Kraft

So weit, so gut. Aber kann man sich wirklich jedes Jahr denselben Baum als Christbaum nachhause holen? Und wie ist es möglich, dass die Tannen in den Töpfen jahrelang überleben? Die Antwort ist einfach: Ja, denn die Tannen sind im Topf gewachsen.

Heißt genauer: "Die Bäume werden im Topf gesät und herangezüchtet. Dadurch bleiben die feinen Haarwurzeln im Wurzelballen intakt. Und das ist der Schlüssel, denn durch diese Haarwurzeln saugen die Bäume das Wasser", sagt Wilhelm. Bei Bäumen, die aus dem Wald ausgegraben werden, würden die Wurzeln beschädigt und könnten kein Wasser mehr saugen. Dementsprechend wichtig sei es, die Bäume täglich zu gießen.

Bevor die Wipfel kommen

Wilhelm sät seine Bäume nicht selbst. Der Grund: "Das wäre zu viel Aufwand für mich und daher zu teuer." Deshalb kauft er die Pflanzen und Bäume aus Deutschland an. Die Tannen können bis zu 2,5 Meter hoch werden. Dann eignen sie sich nicht mehr als Miet-Christbäume, da das Umtopfen und Transportieren zu schwer wird.

Die großen Bäume können die Kunden dann selbst aussetzen oder zurückbringen, damit Wilhelm sie in sein Waldstück setzen kann. Für kleinere Bäume gilt: "Länger als fünf Wochen sollte der Baum generell nicht im Haus sein. Denn dann denkt der Baum, dass es Frühling wird, setzt Wipfel an und zieht viel mehr Wasser", sagt Wilhelm.


In der Vorweihnachtszeit gibt es Tage, an denen Wilhelm bis zu 90 Anrufe von Kunden erhält und zweimal mit seinem Kleintransporter voller Bäume ausfahren muss. "Wir vermieten und verkaufen im Umkreis von rund 50 Kilometern. Einer meiner Bäume steht sogar in Klagenfurt und einer in Wien", sagt er. Für dieses Jahr habe er nur mehr Einzelexemplare zur Selbstabholung übrig. Doch bestellt werden kann das ganze Jahr. Denn: Es ist nie zu früh, sich seinen Miet-Christbaum im Topf zu reservieren.