"Lebenshilfe" ist in weißen Lettern auf Matthias Trammers grasgrünes T-Shirt gestickt. Die dunkelgrüne Schürze hat er lässig darunter zusammengebunden. Sorgfältig schneidet er gerade Zwiebeln klein. Trammer ist einer der mehr als 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Lebenshilfe Netzwerk GmbH. In der Kantine der Fachhochschule Joanneum Bad Gleichenberg ist er diese Woche zum Schnuppern. "Um zu schauen, ob es mir gefällt", meint der gebürtige Gleichenberger.

Von der Gastro in die Sozialarbeit

Seit Beginn des Studienjahres kümmert sich nämlich ein inklusives, dreiköpfiges Team um das leibliche Wohl von Mitarbeiterinnen und Studenten an der FH. Fachsozialbetreuer Karl "Charly" Scherr weist Trammer freundlich darauf hin, dass sich ein paar Knoblauchzehen zwischen die Zwiebeln gemischt haben. "In der Gastronomie muss man genau und konsequent sein. Wir haben ja mit Lebensmitteln zu tun", weiß Scherr. 

Als "Gastro-Urgestein" bezeichnen ihn seine Kollegen, irgendwann fühlte er sich dort allerdings nicht mehr wohl. Über die Freizeitassistenz kam er 2015 zur Lebenshilfe. Berufsbegleitend machte er die Ausbildung zum Pflegeassistenten sowie zum Fachsozialbetreuer in der Behindertenarbeit. Ein Schritt, den er an keinem Tag bereut. Als Assistent seiner zwei fixen Mitarbeiter Wolfgang "Wolfi" Graupp und Siegfried "Siegi" Pfundner kann er seine langjährige Expertise ausspielen.

Verköstigung die ganze Woche

Wolfi Graupp schneidet gerade den Speck klein. "Rückenschonende Arbeitshaltung", erinnert er seine Kollegen. Graupp richtet sich auf. Ein herrlicher Duft breitet sich in der Kantine aus, als der Speck in die Pfanne kommt. Kartoffelsuppe mit Speckwürfeln und Salat vom Buffet stehen heute am Menü. Von Dienstag bis Donnerstag gibt es auch eine Hauptspeise. Belegte Semmeln und Weckerl bereitet das Team täglich frisch zu.

"Aber am Freitag sind viele Studenten nicht mehr da", erklärt Graupp. Der 29-Jährige ist sehr kommunikativ und wissbegierig. Am liebsten steht er hinter der Kassa: "Beim Retourgeld hab ich manchmal Schwierigkeiten. Aber dann helfen mir die Studentinnen und Studenten. Sie sind sehr freundlich und hilfsbereit."

Wolfi Graupp fühlt sich hinter der Kassa am wohlsten
Wolfi Graupp fühlt sich hinter der Kassa am wohlsten © Jakob Illek

Diszipliniert und motiviert

Mit einem behutsamen Griff auf den Rücken erinnert ihn sein Kollege Siegfried Pfundner an die richtige Arbeitshaltung. Der 59-Jährige ist der Älteste und der "Mann für Alles" in der Küche. Beim Präsentieren des Salat-Buffets fällt ihm sofort auf, dass bei den Tomaten die Zange fehlt. "Er ist sehr aufmerksam und hat eine ganz tolle Arbeitsdisziplin", lobt ihn sein Assistent Scherr.

Die Hilfsbereitschaft und Disziplin sind auch bei Sascha Stradner, dem zweiten Schnuppernden, nicht zu übersehen. Sofort bietet er seine Dienste zum Abwaschen an. Der 16-Jährige wartet noch auf einen fixen Platz in der Lebenshilfe. "Hoffentlich liest das die Oma nicht in der Zeitung, sonst musst du bei ihr auch abwaschen", sagt Charly Scherr lachend.

Sascha Stradner wartet noch auf einen fixen Platz inder Lebenshilfe Netzwerk
Sascha Stradner wartet noch auf einen fixen Platz inder Lebenshilfe Netzwerk © Jakob Illek

An den Herausforderungen wachsen

Der Schmäh in der Küche rennt. Die Arbeit in einem inklusiven Team macht sichtlich großen Spaß. Kein Tag gleiche dem anderen, schildert der Fachsozialbetreuer. "Wir fangen immer mit einem gemeinsamen Kaffee an. Dann schauen wir, wer heute was macht." Nicht jeder macht alles gleich gerne, natürlich spiele auch die Tagesverfassung seiner Mitarbeiter eine große Rolle.

Bislang war man allen Herausforderungen gewachsen. Anfang der Woche durfte man etwa rund 15 Gaststudierende aus Deutschland versorgen. Mit einem vegetarischen und einem fleischhaltigen Menü. "Wenn dann plötzlich alle gleichzeitig in der Kantine stehen, ist schon gut etwas los", sagt Scherr. Da müssen das Vertrauen zueinander und alle Handgriffe passen.

Siegi Pfundner präsentiert das Salatbuffet, das sein Team jeden Tag herrichtet
Siegi Pfundner präsentiert das Salatbuffet, das sein Team jeden Tag herrichtet © Jakob Illek

Schon im November wartet die nächste große Aufgabe: Bei der Pensionierungsfeier des langjährigen Facility-Managers Edwin Puff stellt das Team ein Buffet für 50 Personen zur Verfügung. Unterstützt wird man dabei vom Weidenhof, einem weiteren Gastronomiebetrieb der Lebenshilfe Netzwerk GmbH. Und am 5. Dezember bereitet das Team für eine interne Veranstaltung die Brötchen zu. "Aber das schaffen wir locker", ist Wolfi Graupp sicher und richtet sein Kassenbuch für den Mittagsbetrieb her. In der Gastronomie muss man schließlich genau und konsequent sein.