Es riecht nach heißem Bienenwachs und frisch geöffneten Kartonschachteln: Auf dem Hof von Judit und Karl Klaindl herrscht Hochsaison. Die Imkerfamilie aus Ilz befüllt rund 500 kleine Boxen mit jeweils fünf selbst gegossenen Figuren aus Bienenwachs, einer Kerze und einem Schmelzlöffelchen. „Neben dem Honig ist das Bienenwachsset der saisonale Renner in unserem Hofladen“, so das Landwirte-Ehepaar.

Neue Symbole

Es gehörte zum Jahreswechsel wie Böller und Rakete, ein Glas Sekt und Edmund „Mundl“ Sackbauer im Fernsehen: das Bleigießen. Am 31. Dezember eines jeden Jahres sollte das Schwermetall die Zukunft voraussagen, doch damit war 2018 Schluss. Die EU hatte verboten, Sets fürs Bleigießen weiterhin auf den Markt zu bringen. Zu gesundheitsschädlich seien die Dämpfe, die man dabei einatmen könnte. Eine Alternative musste her. „Wir haben uns erstmals selbst in der Familie gefragt, was wir denn jetzt zu Silvester machen“, erinnert sich Judit Klaindl. „Zunächst dachten wir an gewöhnliche Kerzen, doch dann war klar –Bienenwachs ist die umweltschonende Alternative.“

Ob Krokodil, Engelchen oder Elefant: Der Fantasie waren beim Bleigießen keine Grenzen gesetzt. „Das ist auch beim Wachsgießen nicht der Fall“, erklärt Imker Karl Klaindl. „Durch die geringe Materialdichte und das leichte Gewicht unserer Wachsfiguren können sogar größere Symbole im kalten Wasser entstehen“, meint der Biobauer. Ein weiterer Vorteil ihres neuen Silvestertrends: Das Bienenwachs kann anschließend wieder in Kügelchen geformt und erneut eingeschmolzen werden. „Das Set braucht also nicht in der Mülltonne zu landen und kann im nächsten Jahr wieder verwendet werden“, so die Familie.

Karl und Judit Klaindl setzen auf ihr „Jahreswachsel“-Set zu Silvester
Karl und Judit Klaindl setzen auf ihr „Jahreswachsel“-Set zu Silvester © Wurzinger

(K)ein Bienenjahr

Das abgelaufene Jahr 2023 hat den steirischen Imkern übrigens wenig Glück beschert, gibt die Familie zu. Der Blütenhonig ist zu hundert Prozent ausgefallen. Einzig die Sommermonate hatten den Bienenzüchtern etwas Ertrag gebracht. Die vergangenen milden Weihnachtsfeiertage seien ebenso nicht von Vorteil gewesen, ein Frühstart der Bienen hätte wiederum fatale Folgen für das kommende Bienenjahr. Dennoch bleibt die Familie zuversichtlich, nach einem schlechten Jahr ist immer noch ein ertragreiches gekommen. „Ich hoffe beim Wachsgießen diesmal so sehr auf das Symbol der Biene. Es bedeutet Gesundheit und reiche Ernte“, lacht Judit Klaindl.