Noch eine Kurve, immer enger schlängelt sich die kleine Straße durch den Wald. Es geht teils steil bergauf, nach knapp zwei Kilometern zweifelt man, ob das Navi die Route wirklich richtig berechnet hat. Einmal noch um die Kurve, dann lichtet sich der Wald plötzlich und eine traumhafte Hochebene erstreckt sich vor uns. Nicht zu übersehen der große hölzerne Neubau direkt neben der Straße. Hier erwarten uns die Unzmarkterinnen Sarah Schanes und Maggy Kubli. Mitten zwischen Bauernhöfen, saftigen Weiden und Kuhglocken soll sich der neue Firmensitz eines der größten veganen Labels im deutschsprachigen Raum befinden? "Ja, wir haben lange nach dem passenden Ort gesucht", schmunzeln die Designerinnen.

Wo einst der alte Kuhstall stand, entsteht jetzt eine moderen Produktionshalle aus Holz
Wo einst der alte Kuhstall stand, entsteht jetzt eine moderen Produktionshalle aus Holz © Sarah Ruckhofer

Am Wetzelsberg hoch über St. Georgen ob Judenburg im Murtal wurden sie fündig. Der alte Kuhstall des Gehöfts in Pichlhofen musste weichen, auf dem Beton-Fundament entsteht eine große Produktionshalle. Noch heuer wollen die jungen Frauen mit ihrer Firma "Gary Mash" hierherziehen. "Unser alter Standort platzt einfach aus allen Nähten", erzählt Maggy Kubli. Kein Wunder, ist "Gary Mash" doch eine echte Erfolgsgeschichte. 2013 begannen die Gründerinnen mit dem Design von Taschen, daraus entwickelten sich viele eigene Kollektionen an fairer Mode für Damen, Kinder und Herren.

Arbeit mit Ausblick: Vom Produktionsraum sieht man bis Judenburg
Arbeit mit Ausblick: Vom Produktionsraum sieht man bis Judenburg © Sarah Ruckhofer

70 Marken und 4700 Produkte

Mittlerweile ist der Online-Shop von "Gary Mash" auf 70 Marken und 4700 Produkte angewachsen – alle fair produziert, zu 100 Prozent vegan, tierversuchsfrei, nachhaltig und so gut es geht plastikfrei. Von Reinigungstabs bis Körperpeeling, von Sommerkleidern bis Schmuck über Strandtücher und Kissenbezüge: "Die Nachfrage ist sehr groß, die Konsumentinnen und Konsumenten schauen immer genauer auf die Herkunft von Produkten", so Sarah Schanes. Rund 80 Prozent der Bestellungen kommen aus Deutschland, der Rest verteilt sich auf Österreich, die Schweiz, aber auch die Niederlande oder Italien. "Man kennt uns überall besser als hier in der Gegend", schmunzeln die Gründerinnen.

Hier entstehen künftig die Designs von "Gary Mash"
Hier entstehen künftig die Designs von "Gary Mash" © Sarah Ruckhofer

Trotzdem haben sie sich bewusst für ein Leben am Land entschieden. Mehr als 800.000 Euro investieren sie in den Bau des neuen Firmenstandortes, hier werden künftig die Designs entworfen, Kork-Accessoires produziert und die Waren für den Versand fertig gemacht. Das Gewand wird von Kubli und Schanes nach wie vor selbst entworfen und in einer indischen Fair-Trade-Fabrik genäht. Drei Wochen waren die Gründerinnen selbst in Indien vor Ort, um sich von den Arbeitsbedingungen zu überzeugen.

Privat und beruflich ein Dreamteam: Sarah Schanes und Maggy Kubli
Privat und beruflich ein Dreamteam: Sarah Schanes und Maggy Kubli © Sarah Ruckhofer

Menschen leben bewusster

Sowohl Sarah Schanes als auch Maggy Kubli leben seit 13 Jahren vegan. "Seitdem hat sich viel getan. Als wir mit veganer Kleidung auf den ersten Messen waren, kamen viele Witze wie: 'Kann man eure T-Shirts essen?'. Das hat komplett aufgehört, die Menschen leben bewusster." Die Unternehmerinnen sind nicht nur beruflich, sondern auch privat ein absolutes Dreamteam: "Es ist sehr harmonisch, aber wir haben beide fixe Aufgabenbereiche, das hilft", lachen die 36-Jährigen.

Absoluter Beststeller sind derzeit diese Shirts
Absoluter Beststeller sind derzeit diese Shirts © Gary Mash

Ideen für die Zukunft haben sie viele, konkret ist schon der Einstieg in den Handel mit veganen Lebensmitteln. "Wenn man wie wir mit viel Leidenschaft und Freude bei der Sache ist, hat man keine Zweifel", betonen die jungen Unternehmerinnen. Anderen Gründerinnen raten sie: "Nie den Kopf in den Sand stecken. Wenn man will, geht alles – auch bei uns am Land." Von ihrem Produktionsraum aus überblicken sie Wiesen und Wälder, so weit das Auge reicht. "Keine Tausenden Autos, frische Luft und Ruhe – das fördert die Kreativität."

Ein Bild aus der aktuellen Kollektion
Ein Bild aus der aktuellen Kollektion © Gary Mash