Im Sitzungssaal der Gemeinde Niklasdorf sieht es gerade aus wie nach einer Razzia. Zig Reisepässe stapeln sich neben haufenweise Personalausweisen, E-Cards, Bankomatkarten, Impfpässen, Geldtaschen und vielem mehr. Mit der Polizei oder gar einer Verbrecherbande haben die teils doch sehr mitgenommenen Dokumente aber nichts zu tun – sie sind sozusagen noch die letzten "Bollwerk Niklasdorf-Überbleibsel".

Weil die Diskothek als "Bollwerk" ihre Tore Anfang November für immer geschlossen hat, wurden nun nicht abgeholte Fundstücke dem Fundamt Niklasdorf übergeben, bestätigt Bollwerk-Chef Martin Fritz auf Anfrage der Kleinen Zeitung. Darunter Kartons voller Dokumente, Geldtaschen und Schlüssel, sogar ein Kennzeichen ist dabei.

Sechs Verluste pro Nacht

"Es werden so viele Sachen verloren, unglaublich. In der Regel holen die meisten Leute wichtige Dinge wie Pässe, Ausweise, Führerscheine und Schlüssel aber innerhalb weniger Tage oder spätestens am nächsten Wochenende direkt bei uns ab. Fundstücke wurden von uns immer auf Facebook und der Homepage ausgeschrieben, das war so geregelt", sagt Fritz. Pro Partynacht gingen im Schnitt sechs Ausweise verloren, meint er. Eine Zeit lang habe er die Fundstücke daher immer bei sich aufbewahrt und dann gesammelt zum Fundamt gebracht.

Martin Fritz, Bollwerk-Chef
Martin Fritz, Bollwerk-Chef © Juergen Fuchs

Jetzt jedenfalls liegen 18 Reisepässe, 27 Bankomatkarten, 26 E-Cards, einige Führerscheine, Personalausweise, ein Zulassungsschein, Impfnachweise, Top-Tickets und Mitgliedskarten sowie Geldtaschen, Brillen, Uhren, Handy und auch ein Moped-Kennzeichen beim Fundamt auf der Gemeinde Niklasdorf zur Abholung bereit. "Da sind Ausweise aus ganz Österreich dabei. Oberösterreich, Kärnten, ja sogar einer aus Italien. Was uns sehr irritiert hat: dass unter anderem ein Reisepass einer Person mit dem Geburtsjahr 2008 dabei ist", erzählt Bürgermeister Johann Marak. Immerhin wäre jene Person mit maximal 14 Jahren deutlich zu jung für die Disco gewesen.

Niklasdorfs Bürgermeister Johann Marak
Niklasdorfs Bürgermeister Johann Marak © Isabella Jeitler

"Den Pass kann nur ein Vater oder eine Mutter verloren haben – es muss so gewesen sein, das geht sich vom Alter her sonst nicht aus", sagt Fritz dazu. Denn immerhin komme man erst ab 16 und das nur im Kombi mit einem amtlichen Lichtbildausweis in die Disco, "da sind wir sehr streng", so der Bollwerk-Chef. Aus diesem Grund greifen besonders häufig eher jüngere Gäste, die weder Führerschein noch Personalausweis besitzen, zum Reisepass, meint Fritz.

Gebiss in der Wiese

Der skurrilste Fund? "Ein Gebiss", sagt Fritz und lacht. Weil er das Gebiss selbst in der Wiese gefunden hatte und den kuriosen Fund teilen wollte, hat er das Foto auf Facebook gestellt, wie er erzählt. Wenige Stunden später war das Gebiss aber merkwürdigerweise verschwunden, so Fritz: "Wochen später habe ich erfahren, dass es einem älteren Herren gehört hat, dem schlecht war und seine Zähne rausgefallen sind. Tags darauf ist er nach Mexiko geflogen. Noch bevor er aber zum Flughafen gefahren ist, hat er noch schnell das Gebiss geholt, weil er den Beitrag gesehen hat."

Petra Ebenberger und Ivana Stranimaier, Mitarbeiterinnen der Gemeinde Niklasdorf vom Bereich Fundamt
Petra Ebenberger und Ivana Stranimaier, Mitarbeiterinnen der Gemeinde Niklasdorf vom Bereich Fundamt © Isabella Jeitler

Wer noch glaubt, dass unter den Fundstücken womöglich noch seine eigenen dabei sein könnten, kann sich beim Fundamt Niklasdorf unter der Telefonnummer 03842/81311 81 melden.