Ein großer grüner Müllsack, prall gefüllt mit Medikamenten, entsorgt an einer Müllsammelstelle in Hafning, einem Ortsteil der Stadtgemeinde Trofaiach. Gleich daneben ein Eternit-Blumentrog – einfach dort entsorgt. "Beides ist ein Wahnsinn", sagt Alfred Lackner von den Stadtwerken Trofaiach – und das ist in der Region Leoben kein Einzelfall.

"Das sind beides gefährliche Stoffe. Nicht auszudenken, wenn Kinder an die Medikamente kommen und diese für Zuckerl halten", ist der Abfall-Experte empört. Doch auch der illegal an der Müllsammelstelle abgelegte Blumentrog bereitet ihm Sorgen. "Da ist Asbest enthalten, wenn der zerbricht, wird das freigesetzt und kann zu schweren gesundheitlichen Schäden führen."

Einmal pro Woche muss extra gesammelt werden

Einmal pro Woche sei ein Mitarbeiter der Stadtwerke damit beschäftigt, illegal abgestellten Müll zu sammeln und zur fachgerechten Entsorgung in das Abfallwirtschaftszentrum der Stadt zu bringen. 150 Sammelstellen gibt es im gesamten Stadtgebiet und alle seien, laut Lackner, betroffen.

"Wir haben bei der Entsorgung gefährlicher Stoffe eigens eingerichtete, abgeschlossene Räumlichkeiten und Schutzmaßnahmen. Das ist alles keine Kinderei", bekräftigt Lackner. Er weiß auch von vielen Kollegen anderer Gemeinden, dass falsch oder illegal entsorgter Müll immer mehr Kopfzerbrechen und auch hohe Kosten verursachen. Seine Mitarbeiter machen sich sogar die Mühe, nach Adressen oder der Herkunft des Mülls zu forschen.

Alfred Lackner, Vizebürgermeister von Trofaiach
Alfred Lackner, Vizebürgermeister von Trofaiach © Tobalie

"Ich verstehe es wirklich nicht, denn unser Abfallwirtschaftszentrum hat von Montag bis Freitag täglich acht Stunden lang geöffnet und jeden ersten und dritten Samstag im Monat vier Stunden. Man kann uns alles vorbeibringen", wundert sich Lackner.

Immer wieder komme es auch vor, dass im Kehrwald oder auf der Gladen Sperrmüll entsorgt werde. "Ich habe keine Ahnung, was sich solche Leute denken", meint er.

Keineswegs verwundert, sondern sehr verärgert sind Bewohner von Mehrparteienhäusern, wenn sie von Ortsfremden abgelagerten Müll bei ihren Müllplätzen entdecken. Denn, wenn es hart auf hart geht, müssen sie dafür bezahlen.

Entsprechend entnervt sind etliche Bewohner des Leobener Stadtteils Judendorf. Sie nehmen seit Monaten wahr, dass ihre Mülltonnen immer wieder mehr als nur randvoll sind.

"Säckeweise Müll bei unseren Mistkübeln abgestellt"

"Ich habe erst letztens von meiner Wohnung aus einen Mann beobachtet, der am Abend in der Dunkelheit mit seinem Auto vorgefahren ist, und säckeweise Müll bei unseren Mistkübeln abgeladen hat", meint eine Frau.

Sie habe ihr Handy geschnappt und sei mit dem Lift nach unten gefahren: "Ich wollte ihn fotografieren, bin aber leider zu spät gekommen", meint sie. Auch ihre Nachbarn würden immer wieder ähnliche Beobachtungen machen.

"Was mich besonders ärgert: Wir werden nicht ernst genommen. Wenn man etwas sagt, heißt es nur, dass wir Bewohner selbst mit unserer schlechten Trennmoral schuld an den permanent randvollen Mülltonnen sein sollen", sagt die Frau. Es müsse doch möglich sein, dem Problem der "Mülltouristen" Herr zu werden.

"Übervolle Mülltonnen sind nicht die Regel"

"Es passiert fallweise, dass Müll neben den Mülltonnen liegt. Aber solche übervollen Mülltonnen sind nicht die Regel", meint Gerhard Lukasiewicz, Pressechef der Stadtgemeinde Leoben, auf Anfrage der Kleinen Zeitung. Mülltourismus im Stadtgebiet von Leoben könne vorkommen, sei aber "kein allzu großes Thema", schließt Lukasiewicz.