So wirklich verwundert hat die Nachricht vom mit schwarzer Farbe verunstalteten Regenbogen-Zebrastreifen vor dem Leobener Bahnhof wohl niemanden – schockiert aber doch sehr viele. Schon seit bekannt wurde, dass Leoben einen bunten Zebrastreifen bekommen soll, häufen sich negative Kommentare in den sozialen Netzwerken. Bereits im Mai wurde eine Regenbogen-Fahne vor der Montanuniversität Leoben angezündet und zerschnitten.

Viele Leute äußerten sich nach der jüngsten Nacht- und Nebelaktion bisher unbekannter Täter am Samstag erneut hämisch und herabwürdigend: "Passt scho so", meint ein junger Mann im Netz. 95 Prozent Leute seien ohnedies gegen die Aktion gewesen, also solle sich niemand darüber beschweren, wenn der bunte Zebrastreifen verunstaltet werde, ätzt ein anderer auf Social Media.

Etliche andere aber wollen diesen Akt der mutwilligen Zerstörung nur fünf Tage nach dem Aufmalen des Symbols für Toleranz und Vielfalt nicht einfach so stehen lassen – und meinen frei nach Bundespräsident Alexander Van der Bellen: "So sind wir nicht". Sie bedauern, dass bei einer an und für sich positiv gemeinten Aktion ein negatives Bild von Leoben und seinen Bewohnern nach außen transportiert werde.

Melissa Gotthard und Sarah Kovacsics
Melissa Gotthard und Sarah Kovacsics © Verena Strobl

"Ich verstehe nicht, warum sich Leute über den bunten Zebrastreifen so aufregen. Ich finde ihn cool, ein bisschen Farbe im Leben schadet nicht", meint Sarah Kovacsics aus Trofaiach, die in Leoben als Kellnerin arbeitet, im Gespräch mit der Kleinen Zeitung. Ähnlich sieht das ihre Kollegin Melissa Gotthard, die ebenfalls aus Trofaiach stammt: "Ich habe den Zebrastreifen gesehen, mache mir aber keine großen Gedanken darüber. Es spielt keine Rolle, ob er bunt oder schwarz-weiß ist", meint Gotthard.

"Traurig, wenn solche Dinge zerstört werden"

"Mir gefällt der Zebrastreifen. Ich finde es traurig, wenn solche Dinge einfach zerstört werden. Schade, dass es immer wieder Leute gibt, die mutwillig etwas kaputt machen. Das finde ich nicht in Ordnung", betont Christa Kölbl, Pensionistin aus Leoben.

Christa Kölbl, Pensionistin aus Leoben
Christa Kölbl, Pensionistin aus Leoben © Verena Strobl

Von einer "urbanen Weltoffenheit" sei man in Leoben weit entfernt, ist sich Robert Sailer aus St. Peter-Freienstein sicher: "Schade, dass die Leute auf Neues nicht oder nur selten offen zugehen." Er sei weit gereist und habe auf der Welt viel gesehen: "Die Kleinheit der Stadt bewirkt bei vielen leider eine extreme Engstirnigkeit", bedauert Sailer.

Robert Sailer, Unternehmer aus St. Peter-Freienstein
Robert Sailer, Unternehmer aus St. Peter-Freienstein © Verena Strobl

"Erschüttert angesichts dieser Intoleranz"

Klare Worte gibt es auch vonseiten der Stadt Leoben: SP-Vizebürgermeister Maximilian Jäger meint auf Anfrage der Kleinen Zeitung: "Die Stadt ist erschüttert angesichts dieser Intoleranz." Selbstverständlich werde der Zebrastreifen wieder neu bunt bemalt: "Sobald die Farben da sind", sagt Jäger.

Auch die Leobener ÖVP verurteilt die "Verschandelung des Regenbogen-Zebrastreifens" aufs Schärfste: "In den Köpfen der Vandalen ist anscheinend kein Platz für Grundsätze des heutigen Zusammenlebens, kein Platz für zeitgemäßes Miteinander, kein Platz für gegenseitigen Respekt, aber anscheinend Platz für 'Werte' wie Engstirnigkeit, Inakzeptanz und Unverständnis für Andersdenkende und Anderslebende. Nicht anders ist es zu erklären, friedvolle Zeichen zu zerstören", fasst VP-Vizebürgermeister Reinhard Lerchbammer zusammen.

Die Ermittlungen in der Angelegenheit seien noch am Laufen, wie Herbert Huber, stellvertretender Stadt- und Bezirkspolizeikommandant und Chef der Leobener Kripo, erklärt.