Dass am Erzberg Sprengungen zum Arbeitsalltag gehören, bekam am Donnerstag auch Minister Norbert Hofer, zuständig für Verkehr, Innovation und Technologie, hautnah mit. Erst erlebte er - wie auch 140 Besucherinnen und Besucher des Abenteuer Erzberg -  eine Live-Sprengung des aktiven Bergbaus mit.

Kurze Zeit später war der Knall einer Schienensprengung am Hintererzberg nicht zu überhören und eineinhalb Stunden später war Hofer selbst als Sprengmeister tätig - bei der Sprengung im Bereich des zweiten Straßentunnels der gerade vorgetrieben wird. Und der Minister zeigte sich beeindruckt von der großen Baustelle am Erzberg, den er aus seiner Kindheit kennt, wie er erzählte.

„Ich bin froh, dass hier alle an einem Strang gezogen und es so geschafft haben, dieses ‚Zentrum am Berg‘ zu realisieren. Es ist zum einen Forschungszentrum für den Berg- und Tunnelbau sowie Testgelände und Trainingszentrum für die Einsatzkräfte. Die ganze Region rund um den Erzberg, die Montanuniversität und natürlich auch Institutionen wie die Voestalpine werden von diesem einzigartigen Zentrum profitieren. Es wird auch dazu beitragen, die führende Stellung der heimischen Tunnelbauer international auszubauen", erklärte Hofer.

Wie beeindruckend die Baustelle jetzt schon ist, erklärte Montanuni-Professor Robert Galler, der das Zentrum am Berg initiierte und nun auch Leiter ist und zu den weltweit führenden Experten im Tunnelbau mit all seinen Facetten gehört. Galler ließ auch die Gelegenheit nicht aus, dem Minister all die Möglichkeiten des Tunnelforschungszentrum zu zeigen und vor Augen zu führen. Christian Treml, für Finanzen zuständiger Geschäftsführer der VA Erzberg, bezeichnete das Zentrum am Berg als "Lottosechser für Eisenerz".

Das Zentrum selbst, das im Vollausbau über zwei Straßentunnelröhren und zwei Eisenbahntunnelröhren verfügen wird, aber auch genügend Nischen und Seitenstollen für Testzwecke von Unternehmen, ist auf Etage Dreikönig auf einer Seehöhe von 1090 Metern angesiedelt. "Man lebt hier mit der Geologie und die stellt uns schon manchmal vor Herausforderungen", erklärte Tunnelpatin und Montanuni-Vizerektorin Martha Mühlburger.

Vorteil Forschungszentrum

"Wir haben hier den Vorteil, Forschungszentrum zu sein, wir haben keine genehmigte Trasse, an die wir uns halten müssen, sondern können nach den Gegebenheiten umplanen", fügte Galler hinzu. Rektor Wilfried Eichsleder brachte die finanzielle Komponenten ins Spiel, schließlich wird das "Zentrum am Berg" vom Wirtschaft und Infrastrukturministerium mit je sechs Millionen Euro finanziert, das Land Steiermark zahlt zwölf Millionen und die Montanuni bringt nochmals sechs Millionen aus dem eigenen Budget auf.

Wichtig sei so ein Zentrum auch für jene Unternehmen, die selbst Tunnel in Betrieb haben, wie die Asfinag oder die ÖBB, die das Entstehen und die Möglichkeiten von Anfang an unterstützt haben. Karin Zipperer, Asfinag-Vorstandsvorsitzende: "Für uns ist es wichtig, Erfahrungen auszutauschen und zu verbessern. Mein Vorgänger Alois Schedl hatte den Weitblick, die Chancen eines solchen Zentrums zu erkennen", bemerkte sie.

Und auch Franz Bauer, ÖBB-Infrastruktur-Vorstand, betonte die Wichtigkeit des "Zentrums am Berg" für sein Unternehmen. "Wir betreiben derzeit 250 Tunnel auf einer Länge von 255 Röhrenkilometern. In den kommenden Jahren werden 300 Kilometer dazukommen. Da bedarf es schon einer ständigen Verkehrsinfrastrukturforschung", meinte er.