Wer sich gedacht hat, dass nur Sportvereine bei Wettkämpfen ganze Fanclubs mithaben, wurde bei der Podiumsdiskussion der Kleinen Zeitung zur Gemeinderatswahl im Live Congress Leoben eines Besseren belehrt. Im gut gefüllten Erzherzog Johann-Saal stellten sich die Spitzenkandidaten Bürgermeister Kurt Wallner (SPÖ), Vizebürgermeister Reinhard Lerchbammer (ÖVP), Werner Murgg (KPÖ), Florian Wernbacher (FPÖ), Susanne Sinz (Grüne) und Walter Reiter (Bürgerliste) den Fragen der Redakteurinnen Johanna Birnbaum und Klara Erregger.
Alle Vertreter hatten erfolgreich ihre Anhänger mobilisiert: Ein Gutteil des Publikums war eindeutig parteipolitisch zuzuordnen. Neos-Spitzenkandidat Gerhard Wohlfahrt war terminlich verhindert. Besonders im Fokus der Diskussion standen die Gemeindefinanzen, die Gestaltung und Belebung der Innenstadt und das Thema leistbares Wohnen.
„Wie lange wird die Stadt Leoben noch investieren können?“, war die erste zentrale Frage. „Wir haben sehr stabile Finanzen, haben seit 2020 mehr als 70 Millionen Euro investiert und wollen diesen Weg weitergehen, auch wenn die Rahmenbedingungen sehr schwierig geworden sind“, so Kurt Wallner.
Man müsse einen Kassasturz machen, und eine Prioritätenliste erstellen. „Es gibt eine Menge Einsparungspotenzial“, so Reinhard Lerchbammer. Er plädiert für den unbefangenen Blick externer Experten auf die Leobener Finanzen. „Die Finanzsituation in Leoben ist angespannt. Wir haben kein Einnahmen, sondern ein Ausgabenproblem“, meint Florian Wernbacher. Ihn stören „hohe Repräsentationskosten“ für die Stadtverantwortlichen.
Hauptplatzsanierung als „Prestigeobjekt“
„Leoben steht mehr Geld zur Verfügung als anderen Städten in ähnlicher Größe“, sagt Susanne Sinz. Das Vermögen der Stadt sei „aufgebraucht“ und in „Prestigeprojekte“ gesteckt worden, findet Walter Reiter: „Heute haben wir keine Rücklagen mehr.“
„Leoben wird in drei oder fünf Jahren finanziell nicht untergehen“, sagt Werner Murgg. Aber es gehe um die Schaffung besserer Rahmenbedingungen für die Gemeinden generell. Auch er sieht die Neugestaltung und die Generalsanierung des Hauptplatzes als „Prestigeprojekt“. Wallner entgegnet: „Die Sanierung des Hauptplatzes war alternativlos.“ Von Prestigeprojekt könne keine Rede sein. Einen Kassasturz könne man gerne machen: „Der Herr Finanzstadtrat kann euch alles ganz genau erklären“, so Wallner zu den Mitdiskutanten.
„Wir müssen alles dazu tun, Akzente zu setzen“, sind sich Lerchbammer und Sinz einig. Grünraum im Zentrum? „Mehr geht immer“, so Sinz. Weitere Begegnungszonen und verkehrsberuhigte Bereiche rund um den Hauptplatz wolle man umsetzen, entgegnet Wallner: „Wenn Geld keine Rolle spielen würde, wäre es für uns alle viel leichter.“
Die Hauptplatzneugestaltung sei „zu schleppend“ vor sich gegangen, so Reiter. „Die Geschäftsleute haben massiv darunter gelitten.“ Jetzt gehe es darum, den Platz „rigoros abzusperren“: „Wir müssen die Autos rausbekommen.“ Er fordert auch Unterstützung für die Gastwirte.
„Die Entscheidung, das LCS in die Innenstadt zu ziehen, war ein guter Griff“, räumt Murgg ein. Darauf könne Leoben zu Recht stolz sein. Aber: „Ob diese Umgestaltung des Hauptplatzes der Weisheit letzter Schluss sei, sei dahingestellt.“ Man müsse auch in die Gestaltung der Ortsteile investieren. „Wir brauchen einen belebten Hauptplatz, um neues Leben in die Stadt zu bringen“, so Lerchbammer.
„Starterwohnungen“ gegen Abwanderung
„Wir haben in Leoben eine Wohnraumkrise mit mehr als 400 leerstehenden Gemeindewohnungen“, prangert Wernbacher an. Lerchbammer wünscht sich „Starterwohnungen“ für junge Leute, um die Abwanderung zu stoppen. Wallner verwehrt sich dagegen, dass Leoben als „Abwanderungskaiser“ dargestellt werde. „Da muss man schon genauer hinschauen.“
Sinz will einen „Energieumbau“ von Wohnungen, aber weniger Bodenversiegelung durch Wohnbau, aber auch durch Gewerbeobjekte. Murgg: „Ich sage: sanieren, Grund für Einfamilienhäuser schaffen und Ärmel aufkrempeln gegen mafiöse Praktiken von Immounternehmen.“