Eigentlich war es für Markus K. (Name von der Redaktion geändert) ein kurzer Routinehandgriff, der sein Leben für immer verändern sollte. Im Zuge einer Familienfeier im Murtal wechselte der 44-Jährige, der aus dem Bezirk Leoben stammt, im Mai des Vorjahres den Sauerstofftank des mobilen Beatmungsgeräts seines damaligen Schwiegervaters.
Beziehungsweise er wollte den Tank austauschen. Doch dazu kam es nicht. Beim Lösen des Schlauchs vom Ventil kam es zu einem massiven Austritt von flüssigem Sauerstoff. Markus K. erlitt an seinem Arm schwere Verletzungen. Durch die starken Erfrierungen durch den minus 183 Grad kalten Sauerstoff wurde vor allem seine rechte Hand massiv in Mitleidenschaft gezogen.
Zwei Finger gingen verloren
Zwei Finger gingen verloren, zwei konnten wieder rekonstruiert werden, erzählt Markus K. Seit dem Unfall habe er rund um die Uhr extreme Schmerzen: „Praktisch kein Mittel schlägt an“, seufzt der 44-Jährige. Nach dem Unfall war er in stationärer Behandlung im LKH Graz.
Er habe Glück gehabt, dass er unmittelbar nach dem Sauerstoffaustritt mit seiner Hand nirgendwo mehr angekommen sei: „Sie haben mir gesagt, dass meine erfrorenen Finger einfach abgebrochen wären.“ Jetzt muss er an der verstümmelten Hand immer mehrere Schichten an Handschuhen tragen – auch, weil er so extrem kälteempfindlich geworden sei: „Und es tut natürlich immer höllisch weh. Wie Nadelstiche.“
Latexprothese wäre eine große Hilfe
Mittlerweile habe er sich zwei Mal bemüht, eine Latexprothese zu bekommen, die er über die kaputte Hand und den rechten Arm stülpen kann: Diese würde ihm mehr Möglichkeiten geben, Arm und Hand wieder gezielt einsetzen zu können. „Momentan habe ich kaum Gefühl dort. Es ist schon besser, aber die beiden aufgebauten Finger sind kaum beweglich und wenig durchblutet.“
Die Prothese würde 4000 Euro kosten und das Ansuchen, eine finanziert zu bekommen, sei ihm wiederholt abgelehnt worden, bedauert er. Zu allem Überfluss sei er vor wenigen Wochen ungebremst auf seinen Unterkiefer gefallen: „Ich bin gestürzt und habe mich mit meiner kaputten Hand natürlich überhaupt nicht abstützen können“, erzählt Markus K.
Bei dem Sturz schlug er sich praktisch die kompletten unteren Schneidezähne aus. „Diese wurden jetzt abgeschliffen, und ich werde eine Prothese bekommen“, meint der 44-Jährige, der wenig überraschend auch emotional extrem parterre ist. Mit Hilfe von Guido Zeilinger, Konsumentenschützer der Arbeiterkammer Leoben, möchte Markus K. jetzt zumindest finanzielle Ansprüche gegen den Hersteller, den Importeur beziehungsweise die Wartungsfirma geltend machen.
Langer Rechtsstreit vorprogrammiert
„Wir geben vollen Rechtsschutz“, sagt Zeilinger. Für ihn handle es sich um einen klaren Fall der Produkthaftung. Wobei er einräumt: „Gerade bei medizintechnischen Produkten muss man sich meistens auf langwierigere rechtliche Auseinandersetzungen einstellen.“ Der Gerichtsstand sei Österreich, das sei von Vorteil – denn der Hersteller des Beatmungsgeräts sitzt in den USA.
Bei der Klärung der Verantwortung für den tragischen Unfall werde man jedenfalls einige Sachverständigen-Gutachten brauchen, meint Zeilinger. So werde sich bestenfalls Licht ins Dunkel bringen lassen, ob es sich etwa um einen Defekt am Gerät oder auch um eine zu wenig explizite Ausschilderung möglicher Gefahren beim Wechsel des Sauerstofftanks handle.