Wenn die neue Hose zu lang ist oder der Lieblingsrock um die Hüften spannt, wenn die eigenen Nähkünste eher bescheiden sind, dann ist man froh, dass es sie noch gibt – die Änderungsschneidereien. „Viele davon gibt es bei uns nicht mehr“, sagt Martina Bauer (52), Inhaberin von „Martina’s Änderungsschneiderei“ in Leoben. Sie könne sich daher über mangelnde Arbeit nicht beklagen. „Ich habe Kunden bis weit ins Mürztal hinauf“, ergänzt sie.

Der Großmutter über die Schulter geschaut

Ihr Wunsch, Schneiderin zu werden, habe sich bereits in der Kinderzeit manifestiert, wo sie ihrer Großmutter, die als Weißnäherin tätig war, beim Hemdennähen zuschauen durfte. Sie habe sich auch in der Volksschule nicht von ihrem Ziel abbringen lassen, obwohl ihre damalige Handarbeitslehrerin mit ihrer Arbeit nicht immer zufrieden war.

Bauer erklärt, das Stricken sei nicht so ganz das ihre gewesen, sie habe aber ganz klar ihren Berufswunsch verteidigt. „Sie können mir kein Gut im Zeugnis geben, ich werde nämlich Schneiderin“, habe sie ihrer Lehrerin mitgeteilt. Diese Lehrerin sei eine ihrer Kundinnen geworden.

Sie wusste schon sehr früh, dass sie das Schneiderhandwerk erlernen möchte: Martina Bauer (52) aus Leoben
Sie wusste schon sehr früh, dass sie das Schneiderhandwerk erlernen möchte: Martina Bauer (52) aus Leoben © KLZ / Brigitte Schöberl

Nach Absolvierung der Volks- und Hauptschule in Leoben hat sich Bauer bei einer bekannten Schneiderei um eine Lehrstelle als Herrenkleidermacherin beworben. „Ich musste damals beim Probenähen meine Fähigkeit dazu unter Beweis stellen. So hatte ich unter anderem Knopflöcher zu nähen, was gar nicht so leicht war“, erzählt sie.

Gedanke an Selbstständigkeit war bald da

Nach erfolgreichem Abschluss der dreijährigen Lehre habe sie nach einer zweijährigen Karenzzeit bis zum Jahr 2004 in dieser Schneiderei gearbeitet, bis der Gedanke aufgetaucht war, sich selbstständig zu machen. Bauer absolvierte am Wifi Niklasdorf-Leoben einen Kurs für Unternehmensgründung und wagte am 18. März 2005 den Sprung in die Selbstständigkeit.

In ihrem Atelier in Leoben-Göss verbringt Änderungsschneiderin Martina Bauer viel Zeit und hat immer alle Hände voll zu tun
In ihrem Atelier in Leoben-Göss verbringt Änderungsschneiderin Martina Bauer viel Zeit und hat immer alle Hände voll zu tun © KLZ / Brigitte Schöberl

Seit damals arbeite sie in einem eher kleinen Atelier in Göss, das sie vor einigen Jahren für ihre Bedürfnisse umgestaltet hat. Es sei für sie ausreichend groß, und mit vier verschiedenen Nähmaschinen bestens ausgerüstet. Durch den regen Kundenverkehr bleibe ihr während der Öffnungszeiten kaum Zeit zum Nähen, erzählt Bauer, daher beginne sie mit ihrer Arbeit bereits um sechs Uhr morgens. Auch die Pause über Mittag sei mit Arbeit ausgefüllt.

Im Allgemeinen erfülle sie alle Aufträge binnen einer Woche, sodass keine längeren Wartezeiten für Kunden entstehen würden. „Ich nähe so ziemlich alles, aber am liebsten noch immer Herrenbekleidung“, erklärt sie. Ein kleines Problem liege in der Beschaffung von Stoffen und Nähutensilien, die sie aus Graz oder übers Internet beziehen müsse.