Wolle, wohin das Auge reicht. Stoffballen, Knopfschachteln, Handarbeitshefte und Kurzwaren, wie man sie noch aus Omas Zeiten kennt. Das Handarbeitsfachgeschäft von Eva Moritz (52) in der Hauptstraße 65 in Trofaiach lässt die Herzen von Handarbeitsfans höher schlagen. Seit wenigen Monaten hat die Trofaiacherin das Geschäft von ihrer Schwester Ingrid Eberl übernommen, die in den Ruhestand wechselte.

„Wir haben beide in dem Geschäft Einzelhandelskauffrau für Textil und Bekleidung gelernt, bei Herta Habermann. Kurzwaren Habermann steht heute noch über dem Portal an der Straße“, sagt Moritz. Und sie vergisst auch nicht, darauf hinzuweisen, dass das Geschäft, das 1925 „von einer Frau Dietrich“ am Standort Hauptstraße 65 gegründet wurde, im kommenden Jahr 100 Jahre alt wird. Handarbeiten seien schon in ihrer Kindheit ein wichtiger Teil gewesen. „Unsere Oma Paula und vor allem unsere Mutter Herma haben uns viel beigebracht“, erzählt sie.

Der Eingangsbereich zur „Höhle“, einem Paradies für Handarbeitsfans
Der Eingangsbereich zur „Höhle“, einem Paradies für Handarbeitsfans © KLZ / Johanna Birnbaum

Handwerk war immer Thema

Überhaupt seien sie und ihre Geschwister in einem Elternhaus aufgewachsen, wo man Dinge ausprobieren und machen konnte. „Unser Vater Karl ist Tischler und wir hatten als Kinder schon kleine Hobel. So haben wir gelernt, keine Scheu vor neuen Tätigkeiten zu haben und offen zu sein“, betont Eva Moritz.

Ihr Geschäftslokal werde landläufig als Höhle bezeichnet. „Das liegt auch daran, dass man erst ein paar Meter in einen offenen Bereich gehen muss, ehe man zur Eingangstüre kommt. Das ist auch gut, denn so kommt die Sonne nicht auf die Wolle und die anderen Waren. Das wäre nicht gut, weil alles ausbleichen würde. Außerdem sieht man von draußen nicht, wer im Geschäft ist“, erklärt sie. Sie habe schon Anfragen gehabt, ob sie nicht das Geschäftslokal verlegen wolle, aber „nein, das kommt überhaupt nicht infrage. Ich habe ja auch noch die alten Möbel, die sehr gut geeignet sind“, sagt Moritz ruhig.

Handarbeitsmaterialien, wohin das Auge reicht
Handarbeitsmaterialien, wohin das Auge reicht © KLZ / Johanna Birnbaum

Beliebt bei den Kunden

Dass sie auch im Umgang mit Kunden ruhig bleibt, ist sofort zu sehen, als sie für eine Dame einen Reißverschlussschieber sucht. „Der wird vielleicht passen, ach nein, der ist zu klein. Aber vielleicht der“, lässt sie die Kundin an ihrer Suche teilhaben. Letztendlich ist auch kein passender mehr nötig, denn mit schnellem Blick erkennt Moritz, dass beim Verschluss ein Zahn fehlt. „Da hilft uns auch der Schieber nichts“, bemerkt sie. Die Kundin ist dennoch zufrieden, wie auch die Unternehmerin. „Wichtig ist mir einfach, dass ich für meine Kunden alles möglich mache“, ist sie überzeugt.

Und in ihren Schachteln, Regalen und Laden reicht ein Griff, und sie hat das gewünschte Teil in der Hand. „Wir haben auch ein Lager und ich weiß wirklich ganz genau, was so drinnen ist“, verrät sie. Handarbeiten seien wieder im Kommen. „Sockenstopfen tun natürlich nicht mehr viele. Ich habe es noch von meiner Oma gelernt. Aber stricken und häkeln ist wieder modern. Und es gibt ja unglaublich viel Auswahl an Wolle und Garnen. Da gehen die Hersteller auch mit der Mode“, erzählt Moritz. Ihre Leidenschaft ist stricken. „Meine Arbeit ist auch mein Hobby“, bemerkt sie.

Dennoch braucht auch sie Urlaub. „Das Geschäft wird da nicht geschlossen. Wenn ich weg bin, ist meine Schwester da oder meine Mutter. Es bleibt in der Familie, sonst würde es überhaupt nicht gehen“, meint sie abschließend.