Die Wintersperre nach Grazer Art trieb in den vergangenen Jahren einige skurrile Blüten: So wurde monatelang und wetterunabhängig jede einzelne neue Parkbank entlang der Murpromenade zwischen Seifenfabrik und Kraftwerk per Kette abgesperrt, neue Radbügel in Reininghaus waren dank Kette unbenutzbar, der Spazierweg entlang des Petersbaches per Bügel vollkommen unzugänglich.

Jetzt, da die nächtlichen Temperaturen gegen null Grad gehen, feiern die Wintersperre-Ketten ihr Comeback. Aktuell ist etwa bereits die Augartenbucht auf diese Art und Weise gesperrt. "Das ist gar nicht in unserem Sinn", ärgert man sich bei Vizebürgermeisterin Judith Schwentner (Grüne).

Wintersperre: Nur Graz setzt auf Absperrung mittels Kette

Keine andere Stadt in Österreich stellt sich den Fußgängern derart in den Weg wie Graz. Alle Nebenwege, die die Holding den Winter über nicht betreuen kann, wurden Jahr für Jahr einfach per Kette abgesperrt. Schwentners Ziel bei Amtsantritt vor einem Jahr lautete daher: Das Aus für die Wintersperre.

Und das leitet sie nun ein. Inspiriert von Wien soll nun auch Graz auf Tafeln setzen. "Ich habe intensiv an einer rechtlichen Lösung mit mehreren Abteilungen gearbeitet", so Schwentner. Für heuer sollen "die sehr kategorischen Wintersperren in Graz an neuralgischen Punkten wie dem Stadtpark und dem Augarten" fallen, der Auftrag an die Holding für die Tafeln soll kommende Woche rausgehen. Die großflächige Umsetzung soll dann in der nächsten Wintersaison erfolgen. Bis dahin sollen Ketten aber mit Augenmaß aufgehängt werden, so Schwentner Richtung Holding.

Schwentner will Ketten durch Tafeln ersetzen

Die Formulierungen auf den Grazer Tafeln werden eindringlicher ausfallen als etwa in Wien. Dort wird darauf hingewiesen, dass Wege "bei Schneelage nicht gesäubert und bei Glatteis nicht bestreut" werden, die Benützung daher "auf eigene Gefahr" erfolge. In Graz wird es deutlich heißen: "Betreten verboten bei Schnee und Glätte".

Beispiel Wien: Dort setzt man auf Hinweistafeln und Eigenverantwortung
Beispiel Wien: Dort setzt man auf Hinweistafeln und Eigenverantwortung © Andrea Rieger

Damit soll den Fußgängern weiter klar signalisiert werden, dass "bei Schnee und Glätte" die Wege eigentlich gesperrt sind und im Falle eines Unfalles jedenfalls nicht die Stadt als Wegeerhalter haftet. Das heißt: Formal bleibt die Wintersperre im Anlassfall aufrecht. Was wegfällt: Die monatelange Absperrung durch Ketten, die ja selbst bei Sonnenschein und deutlichen Plusgraden hängen blieben - und von den Menschen in aller Regel ignoriert wurden.

Auch die Schloßbergstiege soll nur im Notfall gesperrt werden

Für Schwentner ist das eine Maßnahme, um das Gehen auch in den Wintermonaten attraktiver zu machen: "Wie wichtig Park und Grünräume auch im Winter für die Menschen in einer Stadt sind, hat die Pandemie uns allen einmal mehr vor Augen geführt."

Heuer sollen die neuen Tafeln vor allem im Augarten und Stadtpark aufgestellt werden, später dann flächendeckend - und auch am Schloßberg und der Schloßbergstiege. Die ist auch für Touristen im Winter eine Attraktion.