Im Vorjahr fast die Insolvenz, Geldmangel, um das Tierheim Arche Noah zu modernisieren, und ständig Unruhe: Das ist seit Monaten die Lage im Aktiven Tierschutz. Rund um die Vorstandswahl eskalierte die Situation in den letzten Wochen regelrecht. Und nun der Tiefpunkt: Am Dienstagvormittag kam die Kripo zum Überraschungsbesuch ins Grazer Tierheim Arche Noah zur Hausdurchsuchung.

"Die Vorwürfe reichen von wirtschaftlicher Untreue im Zusammenhang mit der benachbarten Tierklinik, bis hin zur Nötigung von Mitarbeitern zur Coronaimpfung und Tierquälerei", bestätigt der Sprecher der Grazer Staatsanwaltschaft, Hansjörg Bacher. Alle relevanten Unterlagen seien beschlagnahmt worden.

Im Visier ist die ausgegliederte Tierklinik

Besagte Tierklinik gehörte früher zum Heim und dem Verein, ist aber unter Obmann Karl Forstner ausgegliedert worden. Geleitet wird sie nun von seiner Ehefrau Alexandra Forstner, die bis vorige Woche in Personalunion auch noch die Heimleiterin der Arche Noah war. Damit nicht genug mit den persönlichen Verquickungen des Ehepaares Forstner mit dem Verein: Alexandra Forstner ist auch noch 51-Prozent-Gesellschafterin der Tierklinik, 49 Prozent hält der Aktive Tierschutz.

Zuletzt stellten interne Kritiker auch die Frage, warum die Tierbehandlungskosten des Tierheims seit der Ausgliederung der Klinik massiv gestiegen seien. In der Vorwoche betonte Obmann Forstner gegenüber der Kleinen Zeitung noch, dass die erhöhten Einnahmen der Klinik – auch durch die Behandlung der Tiere von "Fremdkunden" – letztlich der Arche Noah zugutekämen.

Eine Hexenjagd, wie ich sie noch nie erlebt habe

Weder der Obmann Karl Forstner, noch andere Vorstandsmitglieder des Vereins waren für uns am Dienstagnachmittag zu erreichen. Warum kann Forstners Anwalt, Friedrich Filzmaier, erklären: "Es sind ja auch alle Handys beschlagnahmt worden." Für den Juristen ist aber eines ganz klar: "Dass an diesen Vorwürfen, die mir bisher ja auch nur sehr grob bekannt sind, nichts dran ist." Die Ausgliederung der Tierklinik habe vor allem zwei Hintergründe gehabt: "Das war ein Bilanz-Thema – und sie erfolgte auch aus Gründen der Transparenz, vor allem gegenüber dem Fördergeber Land Steiermark."

Insgesamt ortet der Rechtsanwalt des Vereins und des Obmannes hier "eine Hexenjagd gegen Forstner", die er noch nie erlebt habe. Am Nachmittag soll die Einvernahme des Obmannes erfolgen.

Tierschutz-Landesrat Lang (SPÖ) ist beunruhigt

Am Nachmittag reagierte dann auch der für den Tierschutz zuständige Landeshauptmann-Stellvertreter Anton Lang (SPÖ): "Die Vorgänge rund um die Arche Noah erfüllen mich, insbesondere im Hinblick auf das Wohl der dort untergebrachten Tiere, mit größter Sorge. Es ist Aufgabe der Staatsanwaltschaft und der Behörde, alle Vorwürfe restlos aufzuklären. Als Tierschutzreferent ist für mich klar, dass wir als Land Steiermark weiterhin alles unternehmen werden, dass die Tiere auch in Zukunft bestens versorgt sind."