Seit bald zwei Jahren ist das Personal auf den Intensivstationen der Krankenhäuser im Ausnahmezustand. Die Covid-19-Pandemie sorgt für volle Betten, der Dienst in Schutzkleidung bringt Ärztinnen wie Pfleger an Belastungsgrenzen und darüber hinaus. Atempausen gibt es kaum. Einer, der da nicht einfach nur zuschauen will, ist Michael Göschl.

Der 41-jährige Wahlgrazer, den das Studium an der TU Graz von Salzburg in die Steiermark verschlagen hat, ist regelmäßigen Facebook-Nutzern als Administrator der Gruppe "Essen in Graz - Geheimtipps, Empfehlungen" ein Begriff. Sie hat mittlerweile bereits 39.000 Mitglieder. Göschls eigene Rezensionen sind dort Wegweiser für Grazer Foodies und kurzweiliger Lesestoff.

Kürzlich wurde Göschl, der hauptberuflich in der Patentabteilung von AVL werkt, in einem Posting jedoch ungewohnt ernst. "Ich will nicht mehr klatschen, weil es niemand hört und weil es einfach nicht genug ist. Ich würde gerne etwas unternehmen", ließ er die Facebook-Gemeinde wissen. Vor welchen Herausforderungen man in den Intensivstationen steht, weiß er von Freunden, die dort arbeiten. "Ich sehe Tag für Tag, wie jemand nach 12, 14 und 16 Stunden heimkommt und weit über dem schlimmste physischen und psychischen Zustand ist, den ich mir für mich selbst je vorstellen hätte können", so der 41-Jährige.

Bis zu 150 Portionen täglich

Einige Gespräche und viele spontane Reaktionen auf sein Posting später steht nun eine große Charity-Aktion. Rund 30 Köche, Gastronomen und Hoteliers, größtenteils aus dem Raum Graz, haben sich zusammengetan, um ab sofort die Belegschaft der Grazer Intensivstationen im Nachtdienst zu bekochen. Beim Softstart am vergangenen Wochenende hat man im "The Hungry Heart" und im "Moin" für den guten Zweck zum Kochlöffel gegriffen. Der Lieferdienst "Lieferando" hat sich bereit erklärt, die Speisen auszuliefern. Michael Pech von der Kommunikations-Agentur Dreams Happen ist ebenfalls mit an Bord. Vom Laufke bis zum Parkhotel, vom Schlossberg Restaurant bis zu La Meskla, Freigeist oder OHO reicht die Liste der Unterstützer. "60 Portionen haben wir diesmal ins LKH Graz-West und an die Elisabethinen geliefert", erzählt Göschl. Bis zu 150 Portionen täglich sollen es in Zukunft sein. Über persönlichen Kontakt mit den betroffenen Stationen, wird geklärt, wie viele Portionen in den Krankenhäusern gefragt wären.

Spendenaufruf

Die beteiligten Gastronomen stellen sich in den Dienst der guten Sache und arbeiten ohne Bezahlung. Weitere Köche, die sich in die Aktion einklinken wollen, sind willkommen. Gleiches gilt für Produzenten von Lebensmitteln, die in den Lockdownwochen auf ihren Produkten sitzen geblieben sind. Unterstützen kann die Charity-Aktion aber jeder. Um die benötigten Lebensmittel zu kaufen, hofft man auf Spenden. "Das wird natürlich alles vom Notar geprüft, wir wollen da keinen Cent daran verdienen", unterstreicht Göschl. "Helft uns, denen etwas zurückzugeben, die täglich um das Leben unserer Nachbarn, Großeltern, Freunde und Kinder kämpfen", appelliert Göschl an alle Grazerinnen und Grazer.